Bräuche zur Winter-Sonnenwende Drucken

Das Sonnwendfeuer

Es wurde schon immer zu dieser Zeit Feuer entzündet und auch Feuerräder den

Berg hinuntergerollt. In der längsten Nacht war dieses Feuer zugleich Hoffnung,

dass ab nun wieder die Tage heller werden mögen, die Sehnsucht nach dem Licht,

wie bei keinem anderen Fest. Das Feuer hat heute nach wie vor seine

faszinierende Kraft, trotz der hell erleuchteten Städte. Um dieses Feuer wird

getanzt im Nachvollzug des Sonnenlaufs, aber auch „zur Unterstützung“, dass die

Sonne die Wende nach Norden schaffen möge. Das Element der transformierenden

Kraft des Feuers wärmt unser Gemüt genauso wie es unseren Geist erhellen kann.

In unserem Unterbewussten haben wir noch den Evolutionssprung der Entdeckung

des Feuers gespeichert,

     >   das den Winter erhellte und den Menschen wärmte,

     >   den Schutz gegen die wilde Tiere bei der Herde

     >   das Speisen genießbar und verdaulicher bereitete

     >   Abfälle und Überreste beseitigt und hygienisiert hat (Seuchen)

     >   den Ton für die Gefäße härtete

     >   das Erz zu Metallen schmolz

Am Beginn der Menschwerdung wurde dem Homo Sapiens das Feuer durch den

Blitz, dem göttlichen Feuer, geschenkt. Daher stand es seit jeher in Bezug zum

Göttlichen. Man brachte Feueropfer dar, wo Natürliches oder Tiere zum Opfer für

die Gottheit wurde. Das Licht des Feuers wurde auch zum Symbol des

Lebenslichtes und stand bald im Dienste gegen die Dämonenabwehr, gegen die

Mächte der Finsternis. Das Feuer stand daher sehr bald im Dienste der Feste des

Stirb-und-Werde-Zyklus‘ des Sonnenjahres im Laufe des Jahres, wo zu jedem

dieser Feste das Feuer entzündet wurde.

Besonders das Wintersonnwendfeuer ist dazu geeignet, die alten Sachen zu

verbrennen, die nicht mehr benötigt werden, ja, die uns hinderlich sind Neues zu

beginnen. Immerwieder erlebt der Autor bei seinen Haus- und Wohnungsberatun-

gen, dass der Lebensraum vollgestopft ist von Dingen, wo die Klienten meinen, sie

zu ihrer „Sicherheit“ zu benötigen. Nackt kommen wir zur Welt und so verlassen wir

sie wieder. Wenn die Sonne „stirbt“ zur Wintersonnenwende, sollte die Kraft dieser

Zeit genützt werden, sich von vielem zu trennen. Wenn das Neue Sonnenjahr

beginnt, so wären wir wieder frei, ein neues Lebensjahr mit all seinen neuen

Chancen zu beginnen. Trösten wir uns mit dem Gedanken, dass das Feuer das Alte

wandelt und dadurch neue Energien auf einer höheren Ebene uns dadurch

geschenkt werden.

Die Wintersonnenwende war für viele Kulturen zugleich der Jahreswechsel. Zu

solchen Zeitpunkten blickt man zurück und wollte auch erahnen, was wird im

neuen Jahr geschehen. Es war seit jeher das Bedürfnis des Menschen durch Orakel

in die Zukunft zu schauen. Die Thomasnacht am 21. Dezember ist der eigentliche

kosmische Jahreswechsel, wo nach der kürzesten Nacht des Jahres sich die Sonne

wendet. So hat man in der Thomasnacht, ähnlich wie wir zu Sylvester Blei

gegossen, um daraus die Zukunft zu lesen. Vor allem war das Eheorakel sehr

beliebt, werde ich im kommenden Jahr einen Partner, eine Partnerin finden. Dies

ging so weit, dass man magische Praktiken anwandte, um eine bestimmte Person in

Liebe an sich zu binden. Beispielsweise konnte man dies durch Kochen eines

Sockens dieser Person in der Thomasnacht erreichen.

 

Die Thomasnacht, die erste Rauhnacht

Der 21. Dezember, der Tag der Wintersonnenwende, ist die erste Rauhnacht. Diese

Bezeichnung kommt vermutlich von der Rauchnacht, in der man geräuchert hat.

Räuchern ist ein Reinigungsritus, bei dem alle alten Energien gereinigt werden, alles

wird energetisch sauber. Aber es ist auch die Nacht, wo man den Toten Speisen

aufstellte, wie Bier, Nüsse, Äpfel. Damit wollte man die Geister der Toten

versöhnen und sie freundlich stimmen, ansonst werden sie vielleicht böse und

wollen uns schaden. In der Tradition ist vielfach nur die negative Seite der

Totengeister in der „Wilden Jagd“ übrig geblieben. Darüber gibt es sehr viele Sagen

und Legenden.

In der Thomasnacht kann man auch die Tiere sprechen hören, wie viele Sagen

berichten. Oftmals unterhalten sich die Kühe im Stall und weissagen, dass Bauer

oder Bäuerin bald stirbt, was auch oftmals eintrat. Ob dies alles ein Hinweis dafür

ist, auf die Weisheit und „Sprache“ der Tiere hinzuhören. Sicherlich ist dies ein

Hinweis auf eine besondere Zeit dieser längsten Nacht.

 

Das Thomas-Ringgebäck

Diese sollen die Menschen glücklich machen. Vielleicht ist dies unsere Windgebäck,

die Windringe. Das Weihnachtsfest wird ja auch Julfest genannt und Jul bedeutet

Rad. Das Rad des Jahres, das hier zur Wintersonnenwende seine Vollendung findet

und daher Glück bringt. Auch unser Adventkranz steht für das Jul-Rad als Symbol.

 

Die Zeit der Gesetzlosigkeit

Früher zählte man das Jahr nach Monden = Monaten zu 30 Tagen und es fehlten

etwa 5 Tage zum Sonnenjahr. Diese 5 Tage, Epigomene genannt, wurden am Ende

des Jahres angehängt und standen weder unter dem Gesetz (der Gottheiten) der

Sonne noch des Mondes. Es waren daher Tage der Freiheit und Ausgelassenheit

und damit der Ursprung unseres heutigen Faschings und der Rauhnächte mit ihrer

„Wilden Jagd“, wo die Geister alles anstellen konnten.

 

Vorbereitungen auf die Wintersonnenwende

Da die Wintersonnenwende eines der wichtigsten Feste war, gab es viele

Vorbereitungen auf diesen Festtag:

     >   Weihnachtsschlachten:

          Es wurden die besten Tiere für das Fest geschlachtet und aufgetischt

     >   Backen:

          Früher waren es vor allem die Lebkuchen, die in verschiedensten Formen

           und mit reichhaltigen Modeln geformt wurden. Ursprünglich waren die Bilder

           und Formen im Zusammenhang mit den Symbolen der Wintersonnenwende.

     >   Neue Kleider

           wurden an diesem Tage angezogen

     >   Schmücken der Zimmer:

           Dies vor allem mit grünen Zweigen und mit Misteln (siehe unten). Vorher

           wurden die Räume einer gründlichen Reinigung unterzogen

 

Der Mistelzweig

Lat.: Viscum Album. wächst in Symbiose mit Bäumen und helfen ihnen, wenn sie

krank und gestreßt sind. Sie sind keine Schmarotzerpflanzen und sollten daher

nicht zu reichlich von den Bäumen gepflückt werden. Sie sind hauptsächlich auf

Obst- und anderen Laubbäumen zu finden, selten jedoch auf Eichen. Vermutlich

haben Misteln auf Eichen eine besondere Heilkraft, da sie rituell von den Druiden

mit einer goldenen Sichel unter Beachtung des Mondstandes vom Baum

geschnitten wurden. Misteln galten den Kelten als besonders heilig (siehe Plinius).

In christlicher Zeit gab es die verschiedensten Praktiken mit der Mistel. Man

hängte sie in Ställe und Wohnungen auf, um die bösen Geister (der Rauhnächte)

abzuwehren. Aber sie ist auch eine Glückspflanze, als Pflanze für

Vegetationssegen, Fruchtbarkeit und Wachstum. In der Homöopathie werden

Mistelpräparate erfolgreich gegen Krebs eingesetzt.

Die Kelten waren davon überzeugt, dass diese Pflanze alle Krankheiten zu heilen

und Unfruchtbarkeit bei Mensch und Tier zu beheben imstande sei. Dieses

Gewächs stärkt in höchstem Maße die Lebenskräfte. Die Mistel stellt sich sowohl

dem Jahresrhythmus entgegen – bildet Früchte im Winter – als auch den

Gesetzen von Licht und Dunkelheit, denn sie braucht kein Licht zum keimen und

gedeiht unter einem dicken Blätterdach. Es musste so erscheinen, dass diese

Pflanze mit der realen Welt und deren Bedingungen nichts zu tun zu haben, dafür

um so mehr mit der übersinnlichen.

Durch die große Heilkraft der Mistel wird sie zum Symbol der Lebensessenz, der

göttlichen Substanz, das Allheilende und der Unsterblichkeit, die ja zur

Wintersonnenwende gefeiert wird.

Die Mistel ist weder Baum noch Strauch und symbolisiert daher das, was weder

das eine noch das andere ist, das das Freisein von Beschränkungen darstellt.

Damit ist jedermann unter dem Mistelzweig frei von Einschränkungen, aber auch

frei von Schutz und somit wieder in die Welt des Chaos eintritt. Erhalten hat sich

bis heute der Brauch, dass man zu Weihnachten ein Mädchen küssen kann, wenn

sie unter der von der Zimmer hängenden Mistelzweige stehen.

 

Der Mohn

Traditionell gibt es in vielen Familien zu Weihnachten einen Mohnstrudel. Mohn ist

ein Symbol der Großen Mutter für das Eine und die Vielen, die Mutter und die

Jungfrau; die Nacht; allen lunaren Nachtgottheiten geweiht. Der Mohn verkörpert

Fruchtbarkeit und die schöpferische Gestaltungskraft. Für Griechen und Römer ist

der Mohn Symbol des Schlafes und des Todes der Vegetation, ein Attribut der

Fruchtbarkeitsgöttinnen Demeter / Ceres, Persephone, Venus sowie von Hypnos

und Morpheus.

 

SYMBOLE

Die Spirale

ImageBetrachtet man den Sonnenlauf der Jahreszeiten

nördlich des 60. Breitengrades, so wandert die

Sonne ab der Sonnenwende in Spiralform immer

näher zur Erde, bis sie am Horizont verschwindet.

Nach der Wintersonnenwende kommt die Sonne

wieder langsam vom Horizont empor. Auf unserem Breitengrad können wir erleben,

dass die Sonne bis zur Wintersonnenwende immer tiefer sinkt. Der Mensch hat

diesen Sonnenlauf kultisch durch die Tänze nachvollzogen. Wenn wir im

Uhrzeigersinn mit der Sonnenlaufrichtung tanzen, so tanzen wir in den Tod –

wiedie Sonne jeden Tag im Westen untergeht. Tanzen wir nach links, so tanzen

wirder Sonne entgegen ins Leben. Daher ist bei fast allen Tänzen die

Hauptrichtung meist entgegen dem Uhrzeigersinn. Viele der Kreistänze kennen die

Bewegungsrichtung gegen dem Uhrzeigersinn, doch immerwieder ist auch ein

Schritt in den Tod dabei. So können wir das Prinzip des Stirb-und-Werde

durch den Tanz einüben.

Die Wintersonnenwende wird auch Wurmlange genannt, denn wie ein Wurm ringelt

sich der Lauf der Sonne ein. Daher sind Wurm, Schlange (englisch: snake)

Schnecke Symbole für diese Zeit. Zumal hat die Schlange zudem die Eigenschaft

der Häutung als Symbol für die Wiedergeburt – siehe auch das Apothekerzeichen

der beiden Schlangen. Von hier könnte das Brauchtumsgebäck der Schnecke

stammen.

 

Das Labyrinth

Der Mensch sah den Lauf der Sonne über dem Horizont, doch wohin geht die

Sonne, wenn sie untergeht? Welchen Weg macht sie im Reich des Todes und wie

gelingt es ihr, wieder daraus jeden Tag emporzusteigen? So stellte man sich die

verschlungenen Wege in der Unterwelt als Labyrinth vor.

Daraus entstanden die Mythen der (Sonnen)Helden, die in die Irrgänge der

Unterwelt hinabsteigen, um initiiert wieder herauszufinden. Nur der Wissende, der

den Weg kennt findet wieder heraus aus dem Labyrinth, die anderen sind des

Todes. In fast allen Fällen, wie Theseus und Orpheus, ist es die Liebe zu einer

Frau, die die Helden hinabsteigen lässt in das Reich des Todes, wo normalerweise

niemand mehr herauskommt. Doch die Liebe siegt über den Tod.

Im Symbol der christlichen Taufe, wo der Mensch in dem Taufwasser untertaucht

und als Heide stirbt, um aus dem Wasser als Christ wiedergeboren zu werden,

finden wir dieses Thema wieder.

Die Wintersonnenwende ist daher jene Zeit, wo die Sonne wieder umkehrt aus dem

Zentrum des Todes und in Richtung Leben wandert und aufsteigt.

 Image

Hufeisen – Kipferl - Brezel

Im kleinsten Sonnenlaufbogen am 21. Dezember stirbt die Sonne um drei Tage

später am 24. Dezember im kleinsten Sonnenlaufbogen wiedergeboren zu werden.

Daher ist dieser Sonnenlaufbogen das Symbol für dem Inbegriff der

Lebenszuwendung der Sonne und des Glücks. Da das Hufeisen die Form dieses

Sonnenbogen nachbildet, ist das Hufeisen das Glückssymbol schlechthin. Es ist die

Hoffnung der Wiedergeburt daran geknüpft.

ImageDaher ist auch das Kipferl ursprünglich ein

Wintersonnenwend-Gebildegebäck gewesen, das

das Glück der Wiedergeburt der Sonne darstellt.

In Österreich ist jede Hausfrau/Hausmann stolz,

die mürbsten und besten Vanillekipferl gebacken zu haben. Es ist der süße

Geschmack des Glücks und einer besonderen Zeit.

Von diesen kleinsten Sonnenlaufbögen von Ende und Anfang des Seins haben die

griechischen Buchstaben Omega W und Alpha W ihren Ursprung. Auch das Beth-el,

das Haus Gottes der Bibel, hat hier seinen Ursprung. Symbol für dieses beth-el ist

der Buchstabe B, der aus den beiden Sonnenlaufbögen entstanden ist. Alle

Buchstaben haben sich im Laufe der Zeit gedreht, so wurde aus dem liegenden B

das aufrechte B.

Beth-el wurde, wie oben beschrieben, zum Haus Gottes, da der neue Lichtgott aus

der Mutterhöhle wiedergeboren wurde. So ist auch anzunehmen, dass unsere

Brezel hier ihren Ursprung haben.

 

Der Lebensbaum


Imagedem Ursymbol des Gesichtsjahres-

kreises der drei Hauptjahreszeiten.

Wintersonnenwende, Tag-Nacht-

gleiche und Sommersonnenwende

– wie aus dennebenstehenden Bild

2a und b zu ersehen ist. Daraus

wurde der stilisierteTannenbaum,

wo die oberen kürzesten Äste die

Wintersonnenwende darstellen und die längsten Äste die Sommersonnenwende. Es

ist das Symbol des Heiligen Jahres und damit des lebensspendenden Jahrgottes.

Zur Wintersonnenwende wird ja die Wiedergeburt dieses Jahrgottes gefeiert.

Die zweite Bedeutung liegt im immergrünen Baum der Tanne, die Symbol des

immerwährenden Lebens ist. Wie dieser Nadelbaum sein grünes Kleid und sein

Leben auch im Winter erhält, wo alles andere abstirbt, so wird der Mensch ewig

leben. Der Baum der seine Wurzeln in die Erde streckt und sein gleich aussehendes

Astwerk in den Himmel, so ist der Mensch auf der Erde und im Himmel zu Hause.

Zur Weihnachtszeit wird dieser Baum mit den vielen Symbolen der

Wintersonnenwende und des Lebens geschmückt:

     >   Weihnachtsstern Σ = Symbol der Hagal-Rune, des Jahrgottes

     >   Kerzen >>> Lebenslicht, Geburt des Lichts

     >   Rote Äpfel = Venusfrucht der Jungfraugöttin. Rot ist die Lebensfarbe

     >   Silberfäden = Strahlen des befruchtenden Mondlichtes

 

Weitere Symbole des Festes

     >   Der Lichterkranz mit 8 Kerzen

          Kranz = Kreis oder Rad (Jul) des ganzen Jahres

          die 8 Kerzen als Symbol für die 8 Jahresfeste

     >   Strohrad

     >   Strohsterne mit 8 Strahlen

     >   Tannenbaum (= Lebensbaum mit 8 Zweigen) mit den goldenen Kugeln

          und Silberfäden; Gold = Sonne, Silber = Mond

     >   Mistel >>siehe oben

     >   Dunkelheit, wie vor der Schöpfung. Die Samen sind unter der Erde.

          Die Höhle.

     >   Stille und innere Spannung und Bewegtheit