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DER TEMPEL

 Jede Stadt hat ihre Heiligtümer. Sie waren die Verbindung von Himmel und Erde, übernatürliche und natürliche Wirklichkeit sowie von den Gottheiten mit den Menschen. Bei den Etruskern, Griechen und Römern wurden Tempel nach geheimnisvollen Gesetzen und Beziehungen zu den Göttern bestimmt. Diese Beziehung orientierte sich an der Einteilung der Himmelsrichtungen. Dieser „heilige“, nach den Himmelsgegenden ausgerichtete und eingeteilte Raum entspricht einer Vorstellung, die man im Lateinischen mit dem Wort templum bezeichnet. Es ist die Bezeichnung eines Ortes und einer bestimmten Zeit, d.h. die Gottesverehrung lag im Schnittpunkt von Zeit und Raum. Der Himmel, die Erde und dementsprechend der Tempel wurde in bestimmten Bezirken eingeteilt:

 

Norden

pars postica

rückwärtiger Teil

Süden

pars antica

vorderer Teil

Osten 

pars familiaris od. sinistra

guter Teil

Westen

pars dextra od. hostilis

ungünstiger Teil

 

Außer den üblichen kultischen Feiern zu Ehren der Tempelgottheit, wurden hier auch feierlich das Gelübde für das Amtsjahr des Konsuls geschworen. Nach Rückkehr aus der Schlacht zog das siegreiche Heer in den Tempel ein und es wurde der Triumph gefeiert.

 

Der Tempel war als Wohnstätte der Gottheit gedacht, der nach den göttlichen Proportionen der verehrten Gottheit errichtet wurde. Am Vorplatz des Tempels lag der massive Opferaltar. Der Tempel selbst hatte meist eine dreiteilige cella, in der Statuen der drei wichtigsten Götter standen. Zur Einrichtung und Eigentum der Gottheit gehörten außerdem in der Regel der heilige Hausrat, die Opfertische, tragbare Feuerherde, Opfergefäße und die Weihegeschenke. Geomantisch wurde er nach den Kriterien gebaut, wie ich es im Kapitel „Kirchen“ beschrieben habe.

 

Etrusker Römisch

Griech.

 

Tinia

Jupiter

Zeus

Er entspricht dem indogermanischen Licht- und Himmelsgott sowie dem griechischen Zeus oder dem ägyptischen Ammon. Er war der Schutzgott des römischen Reiches. Jupiter waren alle Iden (Vollmondtage) heilig und damit auch Gott über den nächtlichen Himmel.

Uni

Juno

Sie ist altitalischen Ursprungs und wird der griechischen Hera gleichgestellt. Ihr war jeder erste Monatstag und der Monat Junius geweiht. Sie ist der weibliche Schutzgeist (genius/anima)jeder Frau. Hera ist die eifersüchtige Gattin von Zeus, die von Gaia als Hochzeitsgeschenk die goldenen Äpfel der Hesperiden erhielt. Die mütterliche Göttin, die oftmals mit Kind am Schoß dargestellt wird, wurde auch als Geburtshelferin angerufen.

Menerva

Minerva

Sie ist die altitalische Göttin der Weisheit, Kunst sowie der Kultur überhaupt. Sie ist der griechischen Athene (Tochter des Zeus) gleichzusetzen. Sie ist als Stadtgöttin ebenfalls die Hauptschutzgottheit Roms. Im März wird ihr großes fünftägige Fest gefeiert, an dem vor allem Künstler und Handwerker teilnahmen. Athene ist die Göttin des Kriegs

und des Friedens und damit die Beschützerin aller Städte.