Die keltischen Stämme bildeten einen losen Zusammenschluss ohne einer
Zentralgewalt eines Königs, sondern die Verbindung bestand aus der gemeinsamen
Gesellschaftsstruktur, Kultur, Sprachgruppe (?) und Religion. Überwiegend war die
Gesellschaft hierarchisch in einer Dreiheit gegliedert (siehe unten), aber es gab
auch Stämme, die beispielweise von der Salzgewinnung lebten, die den Reichtum
auf alle Menschen gleich verteilten.
Die Kelten liebten die Trias, die Dreiheit, die sie von ihren Gottheiten ableiteten.
Die Dreiheiten |
Weltbild /Sphären |
Oberwelt |
Erdenwelt |
Unterwelt |
Götter dieser Welten |
Taranis |
Teutates |
Esus |
Herrschergott des |
Himmels |
Stammes |
Reichtums |
Gesellschaftsklassen |
Druiden |
Adelige / Krieger |
Volk (Plebs) |
Zuständig für |
Oberhoheit |
Krieg |
Produktion, Reichtum, Jenseits |
3 Muttergöttinnen des Kriegs Mórrígana |
Mórrígan
Jungfraugöttin |
Bodb
Muttergöttin |
Macha (Epona)
Weise Alte |
Dreigestaltige Brigid |
Eriu |
Banba |
Fótla |
Weitere Dreiheiten waren:
> Trimarcisia: Einheit von drei Reitern im Kampf, ein Adeliger mit zwei Begleitern
> Triskel: Dreiersymbol (dynamisches Sonnenrad) als Darstellung der drei Welten
und Gottheiten
> Trizephalos: Ein Kopf mit drei Gesichtern unbekannter Gottheiten
Die Religion ist eine monistische, bei der es keine Trennung von Welt, Kosmos und
Gottheit gibt. Die keltische Religion ist stark durch die Lebensweise von
Landwirtschaft, Jagd und Krieg geprägt, wesentlich weniger von einer städtischen
Kultur, wie bei den Griechen und Römern. Es sind über 400 keltische Gottheiten
bekannt, wobei nur etwa 100 mehrfach in Literatur und Votivsteinen genannt sind.
Jeder Stamm hat seine Stammesgottheit, die oftmals namensgebend für den
Stamm war, wie die Quellgöttin Sequana der Seine für die Senoner, Taramis für die
Taurisker, Göttin Isis Noreia für die Noriker usw. An der Spitze der Gottheiten
stand der Stammesgott mit seiner Gefährtin, der Erdmutter. Sie ist oftmals die
Mutter der Götter. Die meisten Hauptgottheiten sind dreigestaltig, bzw. dreifaltig,
wie z.B. die Stammes-Muttergöttinnen, auch Matres genannt. Die meisten Götter
konnten sich in Tiere verwandeln.
Im (Wiedergeburts-)Glauben der Kelten kam der Mensch nach dem Tod in die
„Anderswelt“, in die Heimstatt der Götter als einen Ort des ewigen Lebens, einer
Welt außerhalb von Zeit und Raum. Sie ist keine Hölle, denn es fehlt jeglicher
moralischer Gedanke. In der inselkeltischen Literatur ist die Anderswelt ein
Hauptthema. Oftmals wird von der Apfelinsel Avalon berichtet, die im westlichen
Meer liegt, wo man die goldenen Äpfel des ewigen Lebens und ewiger Jugend
verspeisen kann. Aber die Anderswelt lag aber auch rund um die Menschen,
insbesonders auf Feenhügel oder bei Megalithbauwerken. In dieser Anderswelt wird
zauberhaft musiziert, gesungen und getanzt, man widmet sich der Liebe und der
Jagd. Vom Hirsch (Cernunnos) oder einer Fee wird man in diese Welt des Friedens
und der Harmonie begleitet. Tore in diese Anderswelt können Quellen, Brunnen,
Flüsse, Erdspalten und Höhlen sein, durch die man an besonderen Zeitpunkten
eintreten kann. Dies war besonders in der Nacht vor Samhain oder Beltaine
möglich.
Die Kulte: Bei den Kelten gab es ähnliche Opferriten, wie bei den anderen Völkern.
Man opferte an besonderen Plätzen wie Gewässer (=Tor zur Anderswelt), Mooren,
Opferschächten von Viereckschanzen usw. Es wurden dort Tiere und Tierteile
(Geweih, Köpfe), Pflanzenteile (Kräuter, Getreide) und Votivgaben ähnlich der
heutigen Praxis sowie Münzen, Schmuck und Waffen gefunden. Opferriten sind
Zeugnis bittender Menschen, die um Fruchtbarkeit, Gesundheit, Wachstum und
Erfolg flehen, aber auch den Göttern ihre Dankbarkeit zeigen.
Die Kelten übten auch einen Kopfkult aus. Sie dachten, dass der Sitz der Seele im
Kopf sei. Der Kopf symbolisiert auch den Aspekt des Göttlichen. Daher hieb man
den Kopf der Feinde ab und war nun im Besitz der Macht seines bezwungenen
Feindes. Deshalb wurde das Feindeshaupt als Opfergabe für die keltische Gottheit
im Heiligen Hain aufgehängt. Bis in die Romanik und Gotik schmücken in dieser
Tradition Steinköpfe die Mauern und Säulen der christlichen Kirchen.
Menschenopfer und Kopfkult scheinen auf den ersten Blick grausam, doch gab es
seit jeher Menschen, die für den Segen für eine Gemeinschaft starben.
Die Kultplätze: Für die Kelten sind die Naturheiligtümer typisch, denn sie
verehrten die Gottheiten in Heiligen Hainen, bei Bäumen, Quellen, Steinen und auf
Bergen. Weiter unten wird deshalb von den Aufgaben der Druiden berichtet, damit
wir uns vorstellen können, was an den Kultplätzen geschehen sein mag. Die heute
auffindbaren Naturheiligtümer sind zwischen 50% (Deutschland) und 80%
(Österreich, Schweiz, Frankreich) keltisch geprägt. Vielfach werden die
Megalithbauwerke den Kelten zugeschrieben, doch wurden keine von ihnen gebaut,
sondern „nur“ von ihnen verwendet.
Geheimnisvoll sind die Viereckschanzen mit ihren bis zu 35 m tiefen
Kultschächten. Wahrscheinlich sind dies Kultplätze für die Unterwelt-Götter. In den
Kultschächten (Brunnenschächte?) fand man alle Arten von Tiere, aber auch
Waffen und Menschen, vermutlich gefallene Feinde. Bisher wurden ca. 300
Keltenschanzen in Frankreich, Schweiz, Deutschland, Österreich und in der
Tschechischen Republik archäologisch ergraben.
Druiden: Druide wird aufgrund der griechischen Schriftsteller (Plinius, 23-79) als
„einer mit dem Wissen der Eiche, Eichenwissender“ bezeichnet. Jean Markale
übersetzt Druide, von druwides als „besonders weit sehender“ oder viel
Wissender“. Wir würden heute auch Wissenschaftler dazu sagen. Aber
„Baumwissender“ oder „Waldwissender“ ist sicher nicht falsch, denn Bäume sind
Türen in die geistige Welt (Hageneder). Obwohl man das Wissen und die Weisheit
der Kelten geheim hielt, wurde dennoch sehr viel über die Druiden berichtet. Sie
waren die Gelehrtenelite, die durch ihre Weisheit unter ihren Stämmen und den
antiken Völkern hoch angesehen waren. Der Name Druide bedeutet Eichenkundiger
und kann mit „großes Wissen, Weiser“ interpretiert werden. Da mehrere Stämme
unter einem König oder gemeinsamen Stammeshäuptling verbunden waren, gab es
auch mehrere Druiden unter einem obersten Druiden. Etwa ein Drittel (!) von ihnen
waren Frauen , die überwiegend die Aufgabe als Seherin, Magierin, Priesterin und
Beraterin hatte.
Auch bei den Druiden gab es die Dreiheit von eigentlichen Druiden (druides), die
Barden (bardi) und die Seher (vates). Es dürften etwa 20 Initiationen gewesen
sein, mit der Druiden in das ganze Wissen und in die Weisheit eingeführt wurden.
Sie mussten charakterlich und ethisch geprüft werden, damit sie ihr Wissen nicht
missbrauchen. Die Druden hatten folgende Aufgaben, die sie in Harmonie mit der
Welt und den Gottheiten durchführten:
۞ Priester und Magier: Sie waren Mittler zwischen Stamm und Gottheiten,
leiteten den Gottesdienst, sie legten Tabus und Verbote fest und konnten
Beschwörungen und Bannflüche aussprechen.
۞ Gelehrte: Sie hatten großes Wissen, wie z.B. astronomisches Wissen über
kosmische Zusammenhänge und Abläufe. Die Druiden kannten die Größe des
Universums und der Erde . Sie tradierten den Kalender mit seinen Festtagen,
die besten Zeiten für die Landwirtschaft von Säen und Ernten. Dadurch hatten
sie reiche Ernten und große Herden. Dieses Wissen erstreckt sich auch auf alle
übrigen „Technologien“ und Erfahrungswissenschaften, wie Radiästhesie,
Wasserbau, beste Plätze für Siedlung und Heiligtum usw.
۞ Philosophen: Sie war durch ihre Naturverbundenheit sehr „geerdet“ und setzten
ihre Philosophie konkret um. Die Belebtheit von Natur, Werkzeugen, Geräten und
Waffen sahen sie als kosmische Ganzheit und dies hatte seine Auswirkungen in
Ethik, Weltsicht und Gerechtigkeit. Die Philosophie war stark vom Kreislauf der
Welt, von Tod und Wiedergeburt, geprägt. Vor allem durch ihre Weisheit wurden
die Druiden zu
۞ Beratern und Mediatoren: Sie vermittelten zwischen den Menschen innerhalb
des Stammes, unter den Stämmen und als Verhandler mit ihren Feinden. Nichts
wurde von den Stammesführern entschieden ohne dem Beiziehen der Druiden.
۞ Richter und Rechtspfleger: Durch das geschulte Rechtsempfinden und die
reichen Rechtskenntnisse für das Gemeinwesen besaßen sie große Autorität in
den Versammlungen und sprachen Recht. Alle drei Jahre wurden die Gesetze
optimiert, wir würden sagen evaluiert aufgrund neuer Gegebenheiten. Bei den
Urteilen stand nicht Rache im Vordergrund sondern Interessensausgleich und
Wiedergutmachung.
۞ Seher und Mystiker: Es gab und gibt viele Praktiken, um Visionen und
Zukünftiges zu erhellen. Dazu gehören, Trance, Ekstase, psychedelische
Getränke und Kräuter, Meditation und Orakel. Sie haben auch gewusst, welche
Orte sie dabei unterstützen. Es gibt viele antike Berichte, wo die
vorausgesagten Ereignisse tatsächlich eingetroffen sind. Diese Aufgaben haben
vor allem Druidinnen und Seherinnen übernommen.
۞ Heil- und Kräuterkunde: Nicht nur mit dem umfangreiche Wissen über die
Heilkräuter halfen die Druiden kranken und verletzten Menschen, sondern
führten auch Schädeloperationen und andere chirurgische Eingriffe durch. Zu
ihrem Repertoire gehörten auch Heilwässer, medizinische Bäder und
Schwitzbäder. Sie wussten, wie man gutes Bier, herrlichen Met und in späterer
Zeit köstlichen Wein herstellt. Schamanische und andere magische Praktiken
gehörten ebenso zu ihren Maßnahmen, wie Gebete und Beschwörung. Sie
wussten über den psychosomatischen Zusammenhang von Seele und Körper.
۞ Musik und Dichtkunst: In Gesängen und Gedichten trugen sie die (Helden-)
Geschichten, Stammesgeschichten und Lehrgedichte vor, manches aus dem
Stegreif. Ihre Sprache war reich an Symbolen und Wortspielen. Rätselgedichte
waren sehr beliebt. Sie waren auch der keltischen, griechischen und
lateinischen Schrift mächtig. Neben dem Hauptinstrument der Harfe, spielte sie
auch mit Pfeifen, Hörnern, Trompeten und Trommeln.
۞ Lehrer: Sie bildeten die nachkommenden adeligen Generationen aus. Es gab
eigene Druiden- und Bardenschulen auf optimalen Lehr- und Lernplätzen.
Die Barden erfüllten einen Teil der druidischen Aufgaben, wie die Musik- und
Dichtkunst, die Rätsel- und Denkaufgaben.
Die Seher waren auf die Zukunftsdeutung spezialisiert und waren oftmals auch
Berater der Stammesfürsten.
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