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Das Matriachat (gr: Gynaikokratie, Mutterherrschaft, nicht zu verwechseln mit

Frauenherrschaft) ist eine Gesellschaftsordnung, in der die Frau, im Besonderen die Mutter (Mutterrecht), die die Sippe, die Großfamilie anführt. Vielleicht wäre es

besser, von „matrilinear“, d.h. „in der Erbfolge der mütterlichen Linie folgend“, zu

sprechen. Die mutterrechtliche Ordnung kann archäologisch dzt. noch nicht

nachgewiesen werden und ist in Diskussion. Das Patriarchat (gr. Vaterherrschaft)

ist die Sozialstruktur, in der der Vater oder Älteste in einer Verwandtengruppe die

Vorherrschaft innehat. Das bedeutet im weiteren Sinne, Männer haben die

Vorrangstellung in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Kultur und Kirche.

Charakteristika der matriarchalen Zeit sind:

      ۞   Das gesellschaftliche Leben wird von der Frau geprägt. Politik,  

           Wissenschaft, Handwerk, Kunst, Kult und Tanz sind untrennbar  

           verbunden und geschieht in einer „Festwoche“ (Von Vollmond bis

           Sonnenfest, wie z.B. Sommersonnenwende)

      ۞   Der Mensch dachte und lebte in Zyklen: Das Leben des Menschen war

           damals ganz stark mit dem Zyklus des Mondes und Jahres und damit des

           Lebens verbunden.

      ۞   Dadurch war die Wiedergeburt des Menschen - ähnlich der Naturerfahrung

           im Jahreslauf - eine selbstverständliche Hoffnung.

Das Thema des Matriarchats ist zum Großteil Erfindung und wurde von der

feministischen Bewegung stark thematisiert, zum Teil wurden Mythen daraus.

Denn archäologisch lassen sich so manche Behauptungen nur als möglich Thesen

bezeichnen. Um die Lebenswelt der frühen Kulturen besser zu verstehen wird ein

Überblick darüber gegeben:

Die Sozialstruktur der Wildbeuter war relativ einheitlich von Mann und Frau als

„Jäger und Sammler“ kollektiv vereinigt. Der „muttergöttliche Bereich“ ist generell

für die Fruchtbarkeit von Mensch, Tier und Pflanze und natürlich auch für die

Herkunft zuständig, wobei die „Herkunft“ des Menschen auch vom "Bruder Tier"

abgeleitet werden kann (Totemismus). Aber grundsätzlich ist „Herkunft“ mütterlich.

Trotzdem ist der „Herr der Tiere“ ein männlicher Gott, der für die Jäger zuständig

ist. Der Stamm handelt kollektiv als Ganzheit, der Mann hilft beim Sammeln, die

Frau bei der Jagd.
 

  MATRIARCHAT PATRIARCHAT
Gesellschaft von Frau geprägt von Mann geprägt
Gottheit: Muttergöttin Vatergott
Kultur Sammler Jäger
Lebt überwiegend von Pflanzen Tieren
Lebt eher als sesshafter Ackerbauer unsteter Wanderhirt
Wert des Menschen am Kollektiv gemessen Einzelleistung wird gemessen (Held)
Erbfolge matrilinear patrilinear
Kultur: Stadtkultur Zeltkultur
  statisch bewahrend dynamisch forschend
Opfer Pflanzen (Menschen) Tiere
Denken: in Zyklen: Wiedergeburt in Endhaftigkeit: Auferstehung

 

Sesshaftigkeit bringt materiellen Gewinn, aber Kontaktverlust mit den göttlichen

Kräften, damit Verlust des Paradieses. Die Menschen schaffen sich ein

Modellparadies. Es enthält alle Bestandteile der alten Lebensweise, die Siedlungen

folgen in ihrer Entwicklung dem Plan der Schöpfung. Der Mensch erschafft sich

eine Art Mikrokosmos in dem sich der Makrokosmos spiegelt. Durch die Aufgabe

der Wanderungen beraubt sich der Mensch seines natürlichen Erfahrungsschatzes.

Die Wandlung besteht darin, dass die natürliche Erreichbarkeit der Gottheiten

verloren geht. Früher war jeder Fleck der Erde von jeweils bestimmten geistigen

Kräften bewohnt, jetzt nun werden „Götter-Reservate“ geschaffen. Dies ist ein

abgegrenzter Bezirk der kosmischen Ordnung, der durch bewusste Weihe

geschaffen wird. Außerhalb ist das feindliche bedrohende Chaos. Daraus

entstehen Magie und Ritual. Außerdem werden die Götter zu bestimmten

Jahreszeiten, etwa im Frühling, um Fruchtbarkeit angefleht. Die Beschränkung der

Götter auf abgegrenzte Bezirke macht das ausgegrenzte Land „nutzbar“. Das

heißt, wo der Geist der Erde nicht mehr wohnt, darf man den Boden „aufreißen“ =

Ackerbau. Nunmehr werden Wohnbauten, Bergwerke möglich, was in matriarchalen

Zeiten als frevlerisches Tun galt, weil es den Geist der Erde verletzt. Darum auch

müssen die Götter jetzt „beschwichtigt“ werden, das heißt, es muss ihnen

geopfert werden. Sie erhalten damit Anteil an dem, was die Menschen der Erde

abgewinnen und es werden eben Rituale geschaffen, um ihre Gunst zu bekommen.

Die Kelten liegen im Übergang vom matriarchalen zum patriarchalen

Gesellschaftssystem - z.B.: Irische und gälische Helden hießen nach ihrer Mutter.

In der Antike waren in Kreta, Lykien, Lemnos, Ägypten, Athen, Lesbos, Pelasger

(Vorhellenen), Cantabrien, und Tibet matriarchale Gesellschaften.

Aus der urgeschichtlichen matriarchalen Gesellschaftsordnung haben wir keinerlei

schriftliche Hinweise. Die „Schrift“ dieser Zeitepoche sind die Symbole auf

Artefakte und die Höhlenmalerein, die es zu interpretieren gilt. Die Paläolinguisten

Richard Fester und Herbert Kühn sowie der Prähistorikerin, Münz- und

Höhlenforscherin Marie E.P. König haben mit einigen Beiträgen zum Matriarchat

dieses Thema erhellt.

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