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Die Wurzeln

Am Beginn handwerklichen Könnens, war dieses eingebettet in Familie und Sippe, beispielsweise eines „Bauernhofes“. Am Ende der Jungsteinzeit entdeckte man Kupfer als neuen Werkstoff, der vom Werkzeug, Waffe bis zum Schmuck diente. Die handwerkliche Bearbeitung von Holz ist überhaupt eines der ältesten Handwerkskünsten. Langsam entwickelt sich ein Spezialistentum, das ein Zusammenwirken von langjähriger Erfahrung mit einer Arbeitsteilung einhergeht. Beispielsweise suchen und schürfen die einen nach Erzen, die anderen verhütten es und wieder andere verarbeitet das gewonnene Metall zu Werkzeugen, Kult- und Gebrauchsgegenständen sowie zu Schmuck. die Handwerker waren am Anfang ganz stark eingebunden im göttlich-schöpferischen Prozess. Das bedeutet auch, dass sie eins waren mit Gott, Kosmos und Erde - eingebunden in Glaube und Tradition einer Sippe, eines Volkes und in einer Religion. Die Antike erzählt uns von Kulturheroen und Götter, die uns viele kultivierende Erfindungen brachten, wie die Schmiedekunst, den Mühlenbau usw. Der Halbgott Hephaistos und Daidalos, waren Meister der Schmiedekunst und stellten die besten Waffen her. Dadurch waren die Handwerker Nachfolger dieser Halbgötter und deswegen auch wie Priester. Handwerkliche Arbeit, die fast gottesdienstlichen, ja göttlichen Charakter hatten, wurden langsam abgelöst von Tradition und Handwerkszunft. Zunftregeln lösten „Göttliche Handlungsgebote“ ab. Wenn man einen Baustein bearbeitete, ein Messer schmiedete oder einen Stoff webte, tat man es in der Art, wie es uns die Tradition (der Zunft) lehrte und nicht mehr aus einem göttlichen Mitschöpfungsprozess heraus.

 

Dies gilt vor allem auch von den künstlerischen Formen der erzeugten Gegenständen und den Symbolen, mit denen man diese verzierte. Ursprünglich waren diese von göttlicher kosmischer Art und entwickelten sich später als bloße Zierart oder zu einem Produktionszeichen einer Werkstätte. Als Beispiel möchte ich ein Töpferzeichen ansprechen, das ein Radkreuz darstellt. Dies ist das älteste Heilssymbol der Menschheit und stellt das göttliche Jahr von Sommer- und Wintersonnenwende dar. Demnach besitzt dieses Symbol aufgrund seiner Resonanzfähigkeit mit dem Kosmos auch seine lebensfördernden Energien. Dieses Zeichen auf den Tonwaren stellten die Dankbarkeit für den göttlichen Segen von Sonne und Erde dar und gab so den darin gefüllten Lebensmitteln zusätzliche Lebensenergie.

Dieser beschriebene Wandel vollzog sich etwa im Mittelalter. Bis zur Romanik kann man sagen, dass Schmuck und „Zierde“ von Kirchen und Handwerksartefakte immer einen göttlichsymbolischen Charakter hatte. Es gab keine L'art pour l'art, Kunst der Kunst wegen. Der Zisterzienser Bernhard von Clairvaux verstand die symbolischen Darstellungen auf den romanischen Kapitellen nicht mehr, verteufelte sie und errichtete seine gotischen Kirchen schmucklos. Die anschließenden Kunstrichtungen wussten nichts mehr von der Kraft der Ursymbole. Nur mehr über das Unbewusste der Künstler kamen diese Symbole wieder versteckt hervor.

Den Todesstoß handwerklicher Kunst und Könnens geschah durch die Industrialisierung, die mit der Einsatz der Dampfmaschine in der industriellen Produktion am Ende des 19. Jahrhunderts in vollem Umfang einsetzte und durch den Elektromotor, 50 Jahre später, seinen Höhepunkt erreichte. Massenproduktion entwertete die Handwerkskunst und Wissen, Erfahrungen und Können der vielen Handwerkergenerationen versiegte in unserem Heimatboden. Verzierten und schmückten früher die Handwerker ihre Produkte noch wunderbar ihre Erzeugnisse, sah die Industrie darin keinen unbedingt notwendigen funktionellen Sinn - es geht nur mehr um materiellen Gewinn - und es verschwand jegliche Zierart. Heute darf man dafür zahlen, dass man beispielsweise eine Firmenmarke auf seinem Pullover trägt und für eine bestimmte Firma wirbt, die damit wieder bessere Umsätze erreicht. So wandelt sich ein Symbol von einem Quell der Lebensenergie zur lebenskeimerstickenden konsumsteigernden Mode, die Geist und Herz vernebelt.

Wie hat sich in dieser Zeit der Mensch entwickelt? Mensch - Gott - Kosmos - Erde war in Einheit und Harmonie. Oftmals vollzog der Mensch im Mikrokosmos seiner Welt das nach, was er im kosmischen Makrokosmos erlebte. Aus dieser Resonanz entwickelte sich der Mensch. Er sah hinter der „toten“ Materie und den Handwerksprodukten noch eine geistbeseelte Welt, war er doch göttlicher Mitschöpfer. Im Aufbruch der Neuzeit kam der Mensch zu seinem eigenen Geist, zu analytischem Denken und Handeln und erlebte seinen mentalen Bewusstseinssprung. Damit war dies ein Aufbruch in eine Freiheit aus allen Bindungen, die wir gerade in unseren letzten Jahrzehnten ganz stark erleben können. Familienbindungen lösen sich durch viele Scheidungen auf, die Bindung an einem bestimmten Ort oder Heimat und die religiöse Bindung an eine (katholische) Kirche. Damit nimmt der einzelne Mensch in Freiheit selbst alle Verantwortung für sein Leben und für seine Welt. Nach der pubertären Phase der westlichen Welt, wo man ähnlich einem Jugendlichen meint, alles zu wissen und können und ohne Moral handeln zu können, kehrt langsam eine Besinnung nach geistigen Werten, Spiritualität und verantwortlichem Handeln ein.

Vielleicht ist es auch das Ziel unserer heutigen Zeit, wieder Geist und Spiritualität in die Materie zu bringen. Ob wir nun mit Liebe unser Essen kochen, Häuser für Menschen bauen, Kranke pflegen usw.. Die Hingabe und unser Geist beleben mit ihrer Energie nachweislich das Essen und die Häuser. Diese Energien stehen über Erdstrahlen und kosmischen Punkten und unsere eigenen Energien sind unerschöpflich.