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Jahres-Zyklus und Feiern heute - Beltaine PDF Drucken E-Mail
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Beltaine
1. Mai

Das Fest der Fruchtbarkeit
Die christlichen Maifeste
Und Freud und Wonne
Aus jeder Brust
O Erd, o Sonne
O Glück, o Lust
J.W. Goethe

 

Ursprung des Namens

Beltaine Der Name kommt vom Gott Belenus und tene bedeutet Feuer, also das Festfeuer des Belenus.
Mai wurde von den Römern nach ihrer Göttin Maia benannt. Sie ist die Tochter Jupiters und Gemahlin Vulcans. Die Wortwurzel ist mah (Sanskrit) und bedeutet größer werden, wachsen.

 

Das Fruchtbarkeitsfest
Den jungsteinzeitlichen matriarchalen Hintergrund des Beltaine-Festes beschreibt Göttner- Abendroth wie folgt: Auf die beiden Feste der Inspiration, des Beginns folgen die beiden Feste der Inkarnation, die nicht der weißen Mädchengöttin, sondern der roten Frauengöttin geweiht sind. Die vorbereitende Feier für diesen Aspekt der Göttin ist das Mai-Fest, das am Vorabend zum 1. Mai als die „Walpurgis-Nacht“ beginnt. Das Fest hieß nach der germanischen Göttin Walpurgis, „Ort der Wahl“, denn in den volkstümlichen Bräuchen ging es in dieser Zeitphase um die Wahl der Maikönigin und ihres Gefährten, des Maiprinzen oder „grünen/schwarzen Mannes“, der als Glücksbringer galt. Es war eine rein erotische Erwählung und ein rein erotisches Glück. Die Maikönigin wurde als die schönste unter ihresgleichen gefeiert, und sie wählte sich ihren gehörnten „grünen Mann“ selber mit einem Kuß aus...

Der „Ort der Wahl“ sind ebenso die mit erotischen Symbolen geschmückten Tanzplätze, die in dieser Zeit zum „Maienreigen“ eifrig aufgesucht wurden. Früher waren es die uralten Steinkreise mit dem stehenden Menhir in der Mitte, später dann die Plätze um die „Maibäume“ in der Dorfmitte.....

Dieses Fest wurde nicht verchristlicht, in jüngster Zeit als 1. Mai jedoch absurderweise zum „Tag der Arbeit“ erklärt...

Nur in den Volksbräuchen tritt noch der „Pfingstochse“ auf, ein mit Blumen über und über geschmückter Stier: das Tier der Venus persönlich oder der ägyptisch-kretische Fruchtbarkeitsheros in Tiergestalt, der seine Göttin auf dem Rücken trägt. (Tierkreiszeichen Stier, Planet Venus, Tarotkarten III und V.)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kelten

Das Vorbereitungsfest der „Heiligen Hochzeit“ wurde in der Nacht zum 1. Mai von den Kelten als Beltaine-Fest gefeiert. Der Name weist darauf hin, dass das Anzünden von großen Feuern eine wesentliche Rolle bei diesem Fest inne hatte und im Osterfeuer in der christlichen Tradition seine Fortsetzung fand. An diesem Tag wurden in Irland alle Herdfeuer gelöscht und dann wieder neu entzündet. Um das Hornvieh von Seuchen zu reinigen, wurden diese zwischen zwei befruchtenden Feuern hindurchgetrieben.

Beltaine dürfte ein Fest des Anfangs gewesen sein, denn im Mythos der Landung der Tuatha De Danann (= das Volk der Göttin Danann) auf Irland wird berichtet, dass an diesem Tag dieses Volk in Irland gelandet sei und ihre Schiffe verbrannten.

Wie oben erwähnt, endet am Vortag des Beltaine-Festes der Winter und es beginnt die Sommer-Jahreshälfte. Nach keltischer Auffassung entstand das Leben aus dem Tod, das Licht aus der Dunkelheit, der Tag aus der Nacht. Daher wurden auch alle Feste immer am Vortag des Sonnenfestes begangen. Da für die Kelten aus der Finsternis das Licht geboren wurde, begann auch jeder Tag in der Nacht und daher wurde jedes Fest in der Nacht vor dem Festtag. So leitete die Nacht des Beltaine-Festes den Beginn des Sommers ein.

Es ist ein Fest der Grenze, des „nicht mehr“ und des „noch nicht“, es war eine unbestimmbare Zeit, also die Ewigkeit: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft fielen zusammen. Grenzen waren immer heilig, denn an ihnen war man weder unter der Herrschaft des einen noch des anderen. Demnach war die Nacht vor dem Beltainefest jene Zeit, wo man weder unter dem Gesetz der Gottheit der Winterzeit, noch jener des Sommers stand. Daher bedeutet dies ein Stück mehr Freiheit.

Diese Nacht der Gesetzlosigkeit vor dem ersten Mai, in der alle möglichen Geister und Menschen ihr Unwesen trieben ist von dieser Seite her zu sehen. Die Nacht vor dem Beltaine- Fest gehörte den „Bewohnern der Anderswelt“, den Feen und Hexen. Früher ging es sicher auch darum, in dieser Nacht die Bewohner der Anderswelt zu versöhnen, Ihnen Speise und Trank zu geben, denn wenn man dies nicht tut, treiben diese Geister ihr Unwesen mit uns.

Belenus bedeutet „der Scheinende, Helle, Glänzende“ und wurde unter diesen Namen bei den Galliern und vor allem bei den Norikern verehrt. Er wurde von den Römern dem Sonnengott Apollo gleichgesetzt. Wie er, besitzt Belenus Sonnen- Wasser und Heilerqualitäten. Belenus wurde mit Beschwörungsformeln gegen verschiedene Krankheiten angerufen. Es ist überliefert, dass bis ins christliche Jahrtausend hinein zu ihm Wallfahrten unternommen wurden, auch der Fruchtbarkeit wegen. Im Zusammenhang mit seinem Kult finden wir Symbole des Triskel und der Swastika. Die Germanen nannten diesen Gott Baldur.

Belenus hat auch die Namen Grannus oder Bormo. Letzteren Namen finden wir in den Orten Bourbon, Bourbon-Lancy, Bourbon-la-Bain. Das läßt vermuten, dass er auch ein Gott der Heilquellen (Aachen) war. Bormo kommt vermutlich von berbaim (lat. fervere) und bedeutet kochen und bezieht sich wahrscheinlich auf die „kochenden“ Heilquellen. Grannus kommt von grían = Sonne bzw. vielleicht von der indogermanischen Wurzel guher und bedeutet heiß, warm. Im irischen Sagengut begegnet er uns als Diancecht.

Bei den Kymren (in England) heißt er Maponos oder Mabon und bedeutet Sohn, von wo auch mac abgeleitet wird. Mabon war der Sohn der Großen Mutter modron.

Germanen

Walpurgis gehört zu den Walküren, die uns als Schicksalsgöttinnen und Göttinnen des Sieges im Kampfe überliefert sind. Doch die in der Edda genannten Walküren dürfte nicht mehr den ursprünglichen Mythos enthalten, denn eigentlich zählt Walpurgis zu den „weisen Frauen“, die für Fruchtbarkeit von Felder und Frauen sorgten. Sie rief man an, um den Hagel von den Feldern abzuwenden, sie heilte Krankheiten von Mensch und Vieh, und war natürlich Helferin für die Liebe, bei Liebeskummer usw. Weise Frauen übernahmen diese Tradition, sie lebten in der Einsamkeit der Wälder und verstanden sich in Heilkunde der Kräuter, kannten mehr als 70 Methoden der Empfängnisverhütung und der Abtreibung. Vom Volk wurden diese menschenfreundlichen Frauen Hagediesen oder Hexen genannt. Die Wortwurzel hyge bedeutet Geist, Verstand, weise und Hyggia kommt von Vorsehen.

Durch die Sexualfeindlichkeit der Kirche wurden die Hexen geächtet und später verfolgt. Es entstand allerlei Aberglaube, mit dem man sich vor den Einfluß der Hexen schützen konnte. Heute sind wir wieder dankbar, dass es zunehmend mehr weise Frauen gibt, die Kräuter sammeln und den Menschen mit diesen nebenwirkungsfreien Heilmittel Gesundheit verleihen.

Damit nur ja keine Lust oder Sexualität aufkommt, wurde der 1. Mai als Tag der Arbeit eingeführt. Vielleicht ist dieses Umfunktionieren der Grund, warum viele Männer heute in der Arbeit so viele Überstunden zu machen anstatt Liebe mit ihrer geliebten Frau und Gattin!

Victor von Geramb formuliert: Die Walpurgisnacht steht am Anfang des Blütenmonats. Die Nächte der Finsternis entfliehen der sieghaften Kraft des sonnenwarmen Erdmutterschoßes und steigen als „Wetterhexen“ auf Bergspitzen in das Reich der Lüfte. Wir finden viele Sagen und Legenden, die von Walpurgisnächten erzählen, wo Hexensabbathe am Berg abgehalten wurden und wo auch der Teufel mit im Spiel ist. Beispielsweise auf dem in der Nähe von Bamberg liegende Walberla sollen alle möglichen Hexentreiben gegeben haben. Daher errichtete man auf diesem Berg eine Walpurgiskapelle.

Die Hexen trafen sich auf den Bergkuppen und tanzten den Spiraltanz. Priesterinnen und andere Frauen vereinigten sich mit den Priestern und anderen Männern. Es wurden orgiastische Feste gefeiert und die Kinder, die aus dieser Vereinigung entstanden, nannte man die Söhne und Töchter Pans oder Cernunnos.

Christen

Die Heilige Walpurga Die Tradition der Weisen Frau wurde im Christentum von der heiligen Walpurgis übernommen, die der Legende nach eine englische Königstochter war. Sie ist die Schwester des hl. Willibald und Kusine des hl. Bonifatius. Sie gründete das Benediktinerinnenkloster Heidenheim in Franken, der sie auch als Äbtissin vorstand. Sie starb am 25. Februar 779, wurde in Eichstätt begraben und an einem 1. Mai heilig gesprochen. Sie wurde angerufen insbesonders bei Pest, Unterleibsleiden und Augenkrankheiten. Dargestellt wird Walpurgis mit einem Ölfläschchen und mit drei Ähren als Förderin der Fruchtbarkeit von Feldfrüchten. Außer dem 1. Mai sind ihr auch die Erntetage geweiht. Wie wichtig es den Christen war, dass Walpurgis am 1. Mai gefeiert wird, ist die Tatsache, dass normalerweise bei allen Heiligen der Todestag als Verehrungstag im Kirchenkalender gilt und nicht der Heiligsprechungstag.

 

BRÄUCHE

MaibaumDer Maibaum
Bereits seit vorkeltischen Zeiten war es üblich, am Vortag zum ersten Mai, der heutigen Walpurgisnacht in der Dorfmitte einen Maibaum aufzustellen. Der Baum wurde bis auf den grünen Wipfel von der Rinde befreit, denn er sei der eigentliche Träger der Segenskraft. Dieser Wipfel wird mit Blumen, Kränzen, Eiern und auch Eßwaren geschmückt. Dieser Maibaum ist für mich ein ganzheitliches Symbol der matriarchalen Zeit, da dieser Brauch sehr viele Funktionen und Bereiche erfüllte.

  • Der Maibaum ist ein Koitus-Symbol. Der Maibaum ist der Phallus und der Kranz stellt die Vagina dar, in der der Phallus steckt. Mancherorts finden wir drei Kränze auf dem Maibaum.. Ein Freund sagte mir, wenn du eine Frau liebst, dringst du zuerst in die rote Muschi, die der körperlichen Lust entspricht. Gehst du gefühlvoll auf sie ein und liebst du sie von Herzen, dann stößt du bis zur silbernen Muschi vor. Und in manchen Fällen geschieht es, dass eine transzendente kosmische Ebene in einer Beziehung erreicht wird, dann hat sich die goldene Muschi für dich geöffnet.
  • Der Baum wurde bei zunehmenden Mond geschlägert, wo er voll im Saft steht und die Rinde wurde abgeschält. Dadurch bedurfte es großer Anstrengungen für die Burschen des Dorfes, beim Maibaumkraxeln nach oben zu gelangen. Dies ist fast eine Initiation.
  • Wird dieser saftige Maibaum auf die Wasserader-Kreuzung errichtet, dann wirkt dieser, alle Häuser überragende Baum, wie ein Blitzableiter. Bekanntlich ziehen Wasserader-Kreuzungen den Blitz in besonderer Weise an.
  • In der Antike war ein Blitz nicht nur eine Funkenentladung bei einem Gewitter, sondern hatte die mythische Bedeutung der Heiligen Hochzeit, des hieros gamos. Dies ist die fruchtbringende Verbindung des männlichen Himmels mit der Mutter Erde. Erst durch diese göttliche Verbindung entsteht die Fruchtbarkeit auf Erden.
  • Um den Maibaum wurde immer getanzt als Nachvollzug des kosmischen "Tanzes der Sterne". Wie sich die Sterne um den Polarstern drehen und "tanzen", so wird um das Zentrum des Dorfes, dem Maibaum getanzt. Bis heute ist der Brauch lebendig geblieben, um den Maibaum den sogenannten Bandeltanz zu tanzen. Jeder der Tänzer/Tänzerin ist mit einem Band zum Maibaum verbunden und man tanzt zuerst nach links, dem Gegenuhrzeigersinn in den Tod (wie die Sonne) bis das Band ganz um den Maibaum gewickelt ist, um dann wieder nach rechts ins Leben tanzend, die Bänder ausgewickelt werden. Es ist der Tanz des Stirbund- Werde, der Fruchtbarkeit und damit der Wiedergeburt.

Das Maifeuer
In der Nacht zum 1. Mai wurden sogenannte Walpurgis-Feuer entzündet, das man aus Bündel von Kräutern errichtete. Darin waren das schwarzgefleckte Schierlingskraut (Conium maculatum), Springwurzel (Convalaria polygonatum), Rosmarin (Rosmarinus) und Schlehdornreiser (Prunus spinosa). Mit den entzundenen Reisigbündeln lief man auch siebenmal um Haus und Hof. Die Tradition, Maifeuer anzuzünden, hat sich seit den Kelten bis heute erhalten. Auch heute noch soll dieser Brauch förderlich für Gesundheit und Fruchtbarkeit von Vieh und Feldern sein.

Mai und Frühling
Mit dem Mai zieht erst richtig der Frühling mit seiner Segensfülle ins Land. Er wird mit fröhlicher Musik „eingeblasen“ und mit verschiedenen Festlichkeiten begrüßt. Der Kuckuck lässt sich zum erstenmal hören. In den meisten Ländern Europas wird am 1. Mai das Vieh ausgetrieben, ob Futter da ist oder nicht, oder ob sogar noch Schnee liegt.

Der Mairegen, besonders in der Nacht auf den 1. Mai, hat besondere Kraft und sollte an diesem Morgen getrunken werden. Er fördert das Wachstum der Menschen, vor allem der Kinder. Er hat auch Heilkraft, wie der Märzenschnee (für Taufwasser der Osternacht). In Frankreich wurden am 1. Mai zeitlich früh die Quellen besucht, das Wasser zu trinken und dort zu tanzen, was auf alte Quellenverehrung und Quellenopfer zur Frühlingszeit hinweist.

Maiandachten
An den schönen lauen Sommerabenden werden in allen katholischen Kirchen die Maiandachten gefeiert. Es wird dabei fröhlich gesungen, Litaneien und manchmal Teile des freudenreichen Rosenkranzes gebetet. Vor wenigen Jahrzehnten, in der es noch eine sehr langsame Annäherung der Geschlechter gab und keine sexuelle Freizügigkeit, war der Besuch dieser Maiandachten verbunden mit den zaghaften Kommunizieren, Gesprächen, gegenseitigen Necken und Tändeleien nach den Andachten.

Grenzen
Dass an diesem Fest das Thema Grenze für die Kelten aktuell war, ist auch in dem Brauch der Iren noch heute zu finden, dass am 1. Mai die Zäune ausgebessert werden. Und von Niederösterreich wird berichtet, dass zu Georgi (23.4.) ein Gmoarigehen, Moarischaun gibt, wo die Grundstücksgrenzen begangen wurden, Grenzsteine von Sträuchern befreit wurden zur Überprüfung der Grundstücksgrenzen.

 

SYMBOLE

  • Symbole der verbundenen Gegensätze
  • Fruchtbarkeitssymbole
  • Üppig blühende Blumen

 

Das BELTAINE-Fest HEUTE

Mögliche Bedeutung

  • Es ein Fest der Liebe, die Gegensätze vereinen kann (Mann-Frau, Parteien, profan-heilig, usw.)
  • Ein Frühjahrsfest, bei dem schon die Kraft des Frühlings, der aufbrechenden Erde spürbar ist.
  • Harmonie und Verbindung in Gegensätzliches bringen
  • Thema Nachbarschaftsgrenzen (Zäune?) und Grenzbegehungen
  • „Hexenfest“ der Weisen Frauen von heute: „Kräuterheilerin“, positiver Umgang mit Sexualität, ......

Mögliche Bräuche

  • Freudenfeuer (Friedensfeuer als Versöhnung der Hexenverbrennungen) Eventuell auch als Feuer der Reinigung (Vieh und Menschen zwischen zwei Feier gehen)
  • Der beste Ausdruck für diesen Tag ist der fröhliche Tanz
  • Feiern, damit unsere Arbeit Frucht bringt
  • Maibaumsetzen
  • Maitänze
  • Dank an die Natur für ihren aufbrechenden reichen Segen von Blumen, Heilkräuter, Korn, die uns ernährt und heilt – trotz „Überschusswirtschaft“ Von der Quantität zur Qualität
  • „Tag der Arbeit“ als Qualität eines liebevollen Geschenkes an die Familie, die Gesellschaft und nicht nur als Geldquelle für Haus, Auto, Urlaub, ......

 

MÄRCHEN – GESCHICHTEN - TEXTE

 

Frühlingslied Mailied

In der Laube von Syringen,
oh, wie ist der Abend fein.
Brüder, laßt die Gläser klingen,
angefüllt, mit Maienwein.

Heija, der frische Mai,
er bringt uns mancherlei.
Das Schönste aber hier auf Erden
ist lieben und geliebt zu werden,
heija, im frischen Mai.

Über uns die lieben Sterne
blinken hell und frohgemut,
denn sie sehen schon von ferne,
auch hier unten geht es gut.

Wer sich jetzt bei trüben Kerzen
der Gelehrsamkeit befleißt,
diesem wünschen wir von Herzen,
dass er bald Professor heißt.

Wer als Wein- und Weiberhasser
jedermann im Wege steht,
der genieße Brot und Wasser,
bis er endlich in sich geht.

Wem vielleicht sein altes Hannchen
irgendwie abhanden kam,
nur getrost, es gab schon manchen,
der ein neues Hannchen nahm.

Also, eh der Mai zu Ende,
aufgeschaut und umgeblickt,
keiner, der nicht eine fände,
die ihn an ihr Herze drückt.

Jahre steigen auf und nieder;
aber, wenn der Lenz erblüht,
dann, ihr Brüder, immer wieder
töne unser Jubellied.

Heija, der frische Mai,
er bringt uns mancherlei,
das Schönste aber hier auf Erden
ist lieben und geliebt zu werden,
heija, im frischen Mai.
 

Wilhelm Busch

Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glnzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!
Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch
Und Freud und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erd, o Sonne!
O Glück, o Lust!
O Lieb, o Liebe!
So golden schön,
Wie Morgenwolken
Auf jenen Höhn!
Du segnest herrlich
Das frische Feld,
Im Blütendampfe
Die volle Welt.
O Mädchen, Mädchen,
Wie lieb ich dich!
Wie blickt dein Auge!
Wie liebst du mich!
So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und Morgenblumen
Den Himmelsduft,
Wie ich dich liebe
Mit warmem Blut,
Die du mir Jugend
Und Freud und Mut
Zu neuen Liedern
Und Tänzen gibst.
Sei ewig glücklich,
Wie du mich liebst!
 

Johann Wolfgang von Goethe

 

 

Sommersonnenwende
24. Juni

Das Fest der Heiligen Hochzeit
Das christliche Johannis-Fest
Die Sonn erregt das All
Macht alle Sterne tanzen.
Wirst Du nicht auch bewegt,
Gehörst Du nicht zum Ganzen
Angelus Silesius

Ursprung des Namens

 

Juni steht unter dem Schutz der Göttin Juno, die dem Monat den Namen gab.
Brachmond wie der Juni hieß kommt von prach > brechen Umbrechen der Erde
Sommer stammt vom Sanskrit samá, das Jahreshälfte oder Jahr bedeutet und erinnert daran, dass früher das Jahr in zwei Hälften geteilt wurde.  

 

Die heilige Hochzeit
Heide Göttner-Abendroth beschreibt den möglichen ursprünglichen Hintergrund dieses Festes folgendermaßen:

Zur Sommersonnenwende (20. bis 23. Juni) fand das große Venus-Fest der Heiligen Hochzeit statt, an dem sich die Göttin mit ihrem ausgewählten Heros verband und damit die Fülle der Früchte auf der Erde segnete. Zugleich erhielt sie mit ihrer erotischen Kraft die Ordnung der Welt. Es ist das Fest der Litha, der keltischen Mondgöttin, denn die weibliche Kraft des Vollmonds steht jetzt auf ihrem Höhepunkt, das weibliche Prinzip strahlt über die Welt.
Zur Sommersonnenwende springen in europäischen Volksbräuchen junge Paare über Feuer, oder man läßt Feuerräder die Hügel hinabrollen. Diese Feuer sind niemals Zeichen der Sonne, sondern immer des Mondes. Das zeigt sich deutlich beim „Osterfeuer“, das in der Vollmondnacht, die dem Ostertag vorausgeht, auf allen Bergen angezündet wird. Es sind Freudenfeuer, die den vollen Mond und damit den Beginn des Festes ankündigen, zugleich sind es magische Feuer der Reinigung. Im Osterfeuer verbrennt man noch heute das alte Gerümpel des Winters (Österreich), ebenso wird alles Alte symbolisch im Sonnwendfeuer verbrannt und in den Feuern zur Zeit des Erntedankfestes und im „Martinsfeuer“ von Allerheiligen (Bayern).
Das Sonnwendfeuer, über das junge Paare springen, ist außerdem das Feuer der erotischen Ekstase, die ebenfalls die Mondgöttin in ihrer Venusgestalt gibt. Das Feuerrad wurde ursprünglich wohl nicht in der Nacht der Sommersonnenwende losgelassen, sondern in der Nacht des ersten Vollmonds danach, denn es symbolisiert den spiraligen Lauf des Mondes. (Tierkreiszeichen Krebs, Planet Mond, Tarotkarten 11, XVIII und VI.)
Mit diesen beiden Festen schließt die Zeit der Inkarnation, und es folgt die Zeit der Transformation, des Durchgangs durch die Tiefe, den Schmerz, der verwandelt. Der dritte Aspekt der Göttin als Todesgöttin und Wiedererweckerin tritt nun bis zum Ende des Jahres in den Vordergrund. Zugleich nimmt die Bedeutung des Heros zu, der jetzt in seine tiefsinnigste Rolle hineinwächst, indem er die Unterweltsfahrt macht. Deshalb heißen die beiden folgenden Feste nach ihm.

Die eigentliche Sonnenwende ist am 21. Juni, doch 3 Tage „steht die Sonne still“ und die Wende wird erst drei Tage später wirksam – ähnlich der Wintersonnenwende. Feste zu dieser Zeit sind Feste zum Dank, dass die Sonne wieder aufgestiegen ist und verbunden mit der Bitte, dass sie wieder in einem halben Jahr aufsteigen möge. Ab diesem Zeitpunkt „wandert“ die Sonne wieder nach Süden und unmerklich langsam werden die Tage kürzer.

Energetisch ist dies eine der stärksten Zeiten im Jahr:

  • die magnetischen Kräfte
  • die Anziehungskraft
  • die Intensität der Sonnenstrahlung in allen Frequenzbereichen

Zur Zeit der Sommersonnenwende wird durch die Sonnenkraft das Erdmagma so stark angezogen, dass es leichter zu Bränden kommt, insbesonders dort, wo die Erdkruste dünner ist. Nach Angabe von Rosalinde Fabry ist in Mariazell dies der Fall. Nach ihren Recherchen steht in den Annalen der Kirche, dass das Gotteshaus 16-mal von selbst zu brennen angefangen hat!

 

Römer - Griechen

Wo die Sonne im Jahreslauf am höchsten steht wurde der Sonnengott Apollo verehrt. Dieser Gott hat bei Römern und Griechen den gleichen Namen. Nach der Mythologie ist er der erste Spieler der Leier und wird damit Gott des Gesangs, Saitenspiels und der Architektur. Apollo ist der Gründer damit der Gründer von Städten und Kolonien und gibt den Staaten weise Verfassungen. Fast in jeder römischen Stadt gibt es einen Apollotempel; dies zeugt von großer Beliebtheit. Durch seine Anwesenheit in Delphi ist er auch der Gott der Weissagung und verkündet damit den Willen Zeus‘. Apollo ist auch der große Heilgott, der seine Heilkünste seinem Sohn Asklepios weitergibt. Versuchen wir heute diese Mythen zu deuten könnten wir zusammenfassen, dass die Sonne (Apoll) Bewusstheit, Harmonie und Heilkraft schenkt.

Helios die Sonne ist Sohn der Titanin Theia und seine Geschwister sind Selene (Mond) und Eoos (Morgenröte). Er lenkt den Sonnenwagen mit vier milchweißen feuersprühenden Flügelpferden und erhebt sich täglich im Osten der Bucht von Okeanos über die Bahn des Himmels. Er sinkt allabendlich durch das westliche Sonnentor in die Tiefe der Unterwelt.

 

Christen

Im Christentum übernimmt Johannes der Täufer die Funktion des Sonnengottes Apollo. Paradoxerweise wird das Fest des Johannes des Täufers (Wasser) zur Sommersonnenwende (24.6.) gefeiert und des Lieblingsjünger Johannes (Feuer der Liebe) etwa zur Wintersonnenwende (27.12.). Das Feuer der Liebe (24.6. = Sternbild Löwe) steht meist in Verbindung mit dem Wasser (der Taufe und Initiation). In vielen Johanneskirchen sind meist beide Johannes in der Ikonographie zu finden, um keinen Zweifel aufkommen zu lassen – es ist immer Sonne und Wasser fürs Leben notwendig. Viele der Johanneskirchen stehen auf einem Hügel, wo ursprünglich der Sonnengott Apollo oder früher Belenus verehrt wurde. In solchen Gotteshäusern kann man sehr viel Liebesenergie auftanken, die uns zur Hingabe befähigen.

 

BRÄUCHE

Sonnwendfeuer
Am Vorabend des Johannistages, des 24. Juni, leuchten von allen Höhen die Johannisfeuer herunter. Es ist jenes Feuer, das von den Jahresfesten am meisten angezündet wird. In NÖ gibt es die Meinung, dass wenn man in der Johannisnacht 9 Feuer sieht, so wird man lange leben. Es war die Absicht, die Luft zu reinigen und „böse Geister“ zu verscheuchen.

Die Sonne wird durch das Sonnwendfeuer symbolisiert, um das Reigen getanzt werden, vielleicht als magischer Versuch, die Sonne von ihrem „Stillstand“ wieder in Bewegung zu bringen.

Es reinigt, ist gegen viele Krankheiten. Es dient vor allem auch der Beseitigung alles Alten, Unbrauchbaren und Lebensfeindlichen.

Von Kremsmünster wird berichtet, dass ein Feld, auf dem das Sonnwendfeuer angezündet wurde, 9 Jahre lang der Acker sich freut. Und in Wales waren fürs Sonnwendfeuer 9 verschieden Holzarten notwendig.

Feuerräder vom Berg rollen
Seit dem 11. Jahrhundert (Klosterbrand in Fulda durch diese Scheiben) wird von den Feuerrädern berichtet, die man den Hang hinunterrollen läßt. Für viele sind diese brennenden Räder ein Symbol für Sonne und Sonnenlauf. Von der Sonne hängt Gedeihen und Wachstum und damit der Ertrag der Arbeit der Bauern ab. In unseren Breiten ist die Sonne die gütige Spenderin allen Lebens auf dieser Erde.

Diese Feuerräder wurden auch Hagelräder genannt, weil man erhoffte den Hagel zu bannen. Eher dürfte jedoch gemeint sein, dass der Jahrgott hag-al die Erntegut heimbringen läßt und möglicherweise war das Innere des Rades eine Hagal-Rune.

Kräuterernte
Da die Sonne zu Johannis die stärkste Intensität hat, entfalten nun viele Pflanzen ihre optimalste Qualität. Heilkräuter, insbesonders alle „Sonnenkräuter“, wie das Johanniskraut, haben die beste Heilqualität, wenn man diese in den drei Tagen vom 21. bis 24. Juni erntet. Früher wollte man die Heilkraft nochmals dadurch steigern, indem man die Kräuter über Johannisfeuer hielt.

Weitere Bräuche

  • Ein Sonnwendbaum wird ähnlich dem Maibaum geschmückt und aufgestellt. Oftmals ist am Berg das Sonnwendfeuer und im Dorf der Sonnwendbaum, um den getanzt wird.
  • Vieh durch das Feuer treiben, damit es gesund bleibt/wird
  • Feuer umtanzen
  • Lichterschwimmen: An den heimatlichen Flüssen werden Schwimmkerzen ausgesetzt, manchmal sogar beleuchtete Holzkirchlein.
  • Das Feuer paarweise überspringen
  • Nach 24 Uhr ist es gefährlich über das Feuer zu springen, da die Hexen zu dieser Zeit springen

Von einem Ablauf eines Johannisfestes wird aus der Zeit der vorigen Jahrhundertwende berichtet:

  • Fackelzug zum Feuer
  • Fackelschwingen
  • Besen werfen
  • Entzünden des Holzstoßes
  • Strohhexen verbrennen
  • Feuerwerfen mit den Fackeln
  • Feuerrede des Politikers
  • Fahnenschwingen
  • Männerchor singt
  • Übers Feuer springen

 

SYMBOLE

  • Das dynamische Sonnenrad (Swastika)
  • Das (Jahres)Rad) mit 8 oder 12 Speichen, das sich dreht
  • Das achtteilige Stroh-Sonnenrad
  • Feuer und Kerze
  • Die Man-Rune des aufsteigenden Sonnenjahres
  • Die Sonnenblume
  • Kreistänze
  • Die Sonnenblume
  • Man-Rune

 

Das SOMMER-SONNWENDFEST HEUTE

Mögliche Bedeutung

  • Das Fest der Liebe
    Was sich im Frühling als Liebe oder Liebelei angebahnt hat, kann nunmehr „auf die Erde gebracht“ werden. Viele der Bräuche berichten uns von dem Spiel der Geschlechter zu dieser Zeit. Es ist die uralte Weisheit, dass alles Leben aus der Verbindung von Gegensätzen entsteht. Das archetypische Symbol hierfür ist der hieros gamos, die Heilige Hochzeit. An diesem Tag geht es nicht nur um die zwischen Mann und Frau, sondern vor allem auch um die allumfassende Liebe –die Liebe und Hingabe zu allen Dingen und Lebewesen der Welt. Hier sind alle Stufen der Liebe gemeint, von der körperlichen Liebe über die geistige, seelische Liebe bis hin zur Hingabe Gottes an uns Menschen. Eine faszinierende Seite der Liebe spricht Pierre Teilhard de Chardin, wie der Auszug im Abschnitt e) zitiert ist. All diese Liebe ist am stärksten am Tag zur Sommersonnenwende.
  • Über den Höhepunkt unseres Lebens nachdenken, je nach dem, ob wir ihn vor oder hinter uns haben.
  • Es ist die Hoch-Zeit des Geistes und der Bewusstheit (Pfingsten liegt in der Nähe)
  • Es ist die kürzeste Nacht
  • Die Verbindung der Gegensätze, vielleicht besser gesagt die Verbindung mit seiner Ergänzung zur Ganzheit gelangen.

Mögliche Bräuche

  • Sonnwendfeuer als Freudenfeuer anzünden
  • Kreistänze
  • Am längsten Tag des Jahres die Sonne genießen und feiern
  • Versöhnung(sfeier) für die Integration seines „Gegenteils“.

Astronomisches

  • Durch Sonne im Norden – der längste Tag mit der stärksten Sonnenstrahlung mit den stärksten Anziehungskraft . Magma-Anziehung
  • Stärkste Verbindungskraft: Sonne am stärksten – Tierkreiszeichen Krebs > Mond dies drängt zur Verbindung
  • Sonne steht für Bewusstheit + für Geist
    Mond steht für Unbewusstes + für Seele
    Zeit für Ergänzung + Verbindung von Seele und Geist Verbindung zu unserer Ganzheit >> Vollendung der Schöpfung und des Menschen

Schnittpunkt Ort und Zeit

  • Vogeltenn hat Feuer-Tradition. Vogel > Fackel, (facula – lat.), teine = keltisch >> Feuer daher „Fackel-Feuer“ oder Blinkfeuer an solchen Orten brannte kultisches und Signalfeuer
  • Das Kultfeuer brannte zu den 8 Jahresfesten

Griechen + Römer: Apollo - Sonnengott

  • 1. Spieler der Leier: Er lenkt mit seiner goldenen Leier des Alls harmonische Bahn (Kosmos = schöne Ordnung)
  • Gott des Gesangs, des Saitenspiels und der Architektur (musikalische Harmonie)
  • Gott der Weissagung > Licht ist Klarheit, deckt alles auf
  • Heilkraft: „Sonnen-Therapie, Kräuter die jetzt gepflückt werden > größte Heilkraft

Johannesfest früher und heute

  • Im Stirb-und-Werde-Prozeß ist SSW am Höhepunkt
  • Früher: Fruchtbarkeitsfest der „Heiligen Hochzeit“l Heute >> Verbindung der beiden Welten (materielle – geistige) Aus Vermarktung von Festen aussteigen = Neue Spiritualität (Brot der Biobäuerin) Zwei Welten verbinden
  • Fest der Verbindung der Gegensätze
  • Feiern, damit die Arbeit Frucht bringt
  • Feiern + damit Dank für die Mutter Erde, für die gequälte Natur – Unser Fest hat seine Wirkung, wenn wir der Natur Liebe schenken

Das Fest der Liebe

  • Was im Frühling als Liebe begonnen hat, kann nunmehr „auf die Erde gebracht werden
  • Es ist eine allumfassende Lieb, die heute gestärkt wird nicht nur die körperliche > geistige und seelische Liebe bis zur Hingabe Gottes an uns Menschen
  • Auch die Liebe zur Erde und Natur > Liebeskraft in der Materie > Noosphäre

Das Fest der Liebe

  • Wir sprechen von Lebensabend
  • So wie Du Deinen Tag beginnst, so gehst Du Dein Leben an
  • SSW ist Wendezeit: Mitte + Höhepunkt des Jahres – Mitte + Höhepunkt des Lebens = Wechseljahre (40 – 45 J)
  • Sonne = Bewusstsein >> SSW = Höhepunkt des Bewusstseins
  • Nun beginnt die Erntezeit von dem, was wir im Leben gesät haben >> daher Wechseljahre der Höhepunkt im Leben
  • Was habe ich weitergegeben?

 

MÄRCHEN – GESCHICHTEN - TEXTE

Die Energie der universellen Liebe
Pierre Teilhard de Chardin

Gewöhnlich befassen wir uns mit der gefühlsmäßigen Seite der Liebe: Mit den Freuden und Leiden, die sie uns verursacht (und welches Raffinement wurde auf ihre Analyse verwendet!). Hier jedoch muss ich sie in ihrer natürlichen Dynamik und in ihrer Bedeutung für die Evolution studieren, um die letzten Phasen des Phänomens Mensch zu erklären.

In ihrer vollen biologischen Realität betrachtet, ist die Liebe (das heißt, die Anziehung, die ein Wesen auf ein anderes ausübt) nicht auf den Menschen beschränkt. Sie ist allem Leben eigentümlich und verbindet sich in verschiedener Weise und in verschiedenem Grade mit allen Gestalten, in denen die organische Materie nach und nach erscheint. Bei den uns noch nahen Säugetieren erkennen wir sie leicht in ihren verschiedenen Ausdrucksweisen: sexuelle Leidenschaft, väterlicher oder rnütterlicher Instinkt, soziale Solidarität usw. Höher oder tiefer am Baum des Lebens sind die Analogien weniger klar. Sie werden immer schwächer und sind schließlich nicht mehr wahrzunehmen. Doch hier muss ich wiederholen, was ich vom Innen der Dinge gesagt habe. Wenn nicht schon im Molekül - gewiß auf unglaublich rudimentärer Stufe, aber doch schon angedeutet - eine Neigung zur Vereinigung bestünde, so wäre das Erscheinen der Liebe auch auf höherer Stufe, in ihrer menschlichen Form, physisch unmöglich. Im Prinzip müssen wir vermuten, dass sie zumindest in einem Anfangszustand in allem Seienden vorhanden ist, um dann ihre Gegenwart bei uns mit Sicherheit festzustellen. Wenn wir rings um uns die steigende Flut bewusster Wesen beobachten, die sich vereinigen, so sehen wir, dass sie tatsächlich nirgends fehlt. Schon Platon hat dies gefühlt und dafür in seinen Dialogen die unsterbliche Ausdrucksform gefunden. Später ist die Philosophie des Mittelalters mit Denkern wie Nikolaus von Kues praktisch auf dieselbe Idee zurückgekommen. Mit den Kräften der Liebe suchen die Fragmente der Welt einander, auf dass die Welt sich vollende. Dies ist kein Gleichnis - und viel mehr als Dichtung. Mag die allgemeine Schwere der Körper, die uns so sehr beeindruckt, Kraft oder Krümmung des Raumes sein, sie ist nur die andere Seite oder der Schatten der wahren Triebkraft der Natur. Um die kosmische "Quell"-Energie wahrzunehmen, muss man, sofern die Dinge ein Innen besitzen, bis zur inneren oder radialen Zone der geistigen Anziehungskräfte hinabsteigen.

Die Liebe in allen ihren Schattierungen ist nichts anderes und nichts Geringeres als die mehr oder minder direkte Spur, die das Universum in seiner psychischen Konvergenz zu sich selbst in das Herz des Elementes einprägt.

Irre ich mich oder ist dies nicht der Lichtstrahl, der uns helfen kann, klarer zu sehen?

Mit Schmerz und Sorge stellen wir fest, dass die modernen Versuche, menschliche Kollektivitäten zu schaffen, entgegen aller theoretischen Voraussicht und allen unseren Erwartungen, nur zur Erniedrigung und Knechtung der Gewissen führten. - Doch welchen Weg haben wir bisher gewählt, um uns zu einigen? Die Verteidigung einer materiellen Situation. Die Erschließung neuer Industriezweige. Bessere Bedingungen für eine soziale Klasse oder benachteiligte Nationen. Nur auf diesen Gebieten - von mittelmäßigem Interesse - haben wir bisher eine Annäherung versucht. Ist es verwunderlich, dass wir nach Art der Tiergesellschaften der Mechanisierung verfallen sind, gerade indem wir uns vergesellschaftet haben ? Selbst bei der höchsten Leistung unserer Intelligenz, dem Aufbau der Wissenschaft (zumindest, solange er rein forschend und abstrakt bleibt) vollzieht sich der Zusammenschluß unserer Seelen nur indirekt und gewissermaßen unfrei. Ein noch oberflächlicher Kontakt - und daher Gefahr einer neuen Abhängigkeit... Nur die Liebe vermag durch Vereinigung die Wesen als solche zu vollenden - das ist eine Tatsache der täglichen Erfahrung -; nur sie erfaßt und vereint ja die Wesen im Tiefsten ihrer selbst. Erreichen zwei Liebende je einen vollkommeneren Besitz von sich selbst, als in dem Augenblick, in dem - wie sie sagen - einer sich im andern verliert? Verwirklicht die Liebe nicht rings um uns, in jedem Augenblick, im Liebespaar, in der Gemeinschaft, die magische Handlung, die angeblich widerspruchsvolle Tat der "Persönlichkeitsbildung" durch Totalisierung? Warum sollte sie nicht eines Tages in Erddimensionen wiederholen, was sie täglich in verkleinertem Maßstab ausführt ?

Die Menschheit; der Geist der Erde; die Synthese der Individuen und der Völker; die paradoxe Versöhnung zwischen dem Element und dem All, der Einheit und der Menge: damit sich diese Dinge, die man als utopisch bezeichnet und die dennoch eine biologische Notwendigkeit haben, in der Welt verwirklichen, genügt vielleicht die Vorstellung, unsere Liebeskraft könne sich entwickeln, bis sie schließlich die Gesamtheit der Menschen und der Erde umschlingt.

Damit weisen Sie ja gerade auf das, was unmöglich ist, wird man mir entgegnen.

Ein Mensch kann seine Neigung höchstens einem oder einigen wenigen menschlichen Wesen schenken. Darüber hinaus, für einen größeren Umkreis, fehlt dem Herzen das Gefühl, und es hat nur noch Platz für die kalte Gerechtigkeit und die kalte Vernunft. Alles und alle lieben - welch widerspruchsvolle und falsche Gebärde, die schließlich dazu führt, gar nichts zu lieben.

Wenn aber, wie Sie behaupten, eine universelle Liebe unmöglich ist - erwidere ich - welchen Sinn hat dann in unseren Herzen jener unwiderstehliche Instinkt, der uns jedesmal zur Einheit zieht, sobald sich unsere Leidenschaft für irgendein Ziel begeistert? Das Gefühl für das Universum, das Gefühl für das All: die Sehnsucht, die uns erfaßt, angesichts der Natur, vor der Schönheit, in der Musik - die Erwartung und Ahnung einer großen Gegenwart. Wie ist es möglich, dass die Psychologie, von den "Mystikern" und ihren Deutern abgesehen, diese fundamentale Schwingung vernachlässigen konnte, deren Ton jedes empfindliche Gehör auf dem Grund oder vielmehr auf der Höhe aller großen Erregungen vernehmen muss ? Der Widerhall des Alls: die wesentliche Note der reinen Dichtung und der reinen Religion. So sage ich nochmals: bezeichnet dieses Phänomen, das mit dem Denken geboren ist und mit ihm wächst, nicht einen tiefen Einklang zwischen zwei einander suchenden Wirklichkeiten - das abgetrennte Teilchen, das bebt, wenn seine Ergänzung sich nähert ?

Mit der Liebe des Mannes zur Frau, zu seinen Kindern, zu seinen Freunden und bis zu einem gewissen Grad für sein Land, glauben wir oft die verschiedenen natürlichen Liebesformen erschöpft zu haben. In dieser Liste fehlt aber gerade die fundamentalste Form der Leidenschaft: die die Elemente des Alls, eins dem andern, in die Arme schleudert, unter dem Druck eines Universums, das sich zusammenschließt. Die gegenseitige Anziehung und folglich das kosmische Fühlen.

Universale Liebe: sie ist nicht nur psychologisch möglich, sondern sie ist die einzige vollständige und endgültige Art unserer Liebesfähigkeit.

Wie sollen wir nach dieser Feststellung das anscheinend immer stärkere Anwachsen der Abneigung und des Hasses rings um uns erklären? Wenn eine mögliche Einigungskraft so mächtig auf unser Inneres einwirkt, auf was wartet sie dann noch, um sich in die Tat umzusetzen ?

Einfach nur auf die Überwindung des uns lähmenden "Anti-Personalisations"-Komplexes und unsere Entscheidung für die Möglichkeit, für die Wirklichkeit eines Liebenden und Liebenswerten auf dem Gipfel der Welt über unseren Häuptern. Solange das Kollektiv die Person absorbiert oder zu absorbieren scheint, tötet es die Liebe vor ihrer Geburt. So beschaffen ist das Kollektiv wesentlich unliebenswert. Eben hieran scheitern die philanthropischen Bemühungen. Der gesunde Verstand hat recht. Der anonymen Zahl kann man sich nicht schenken. Doch sobald das Universum vor uns und für uns ein Antlitz und ein Herz gewinnt, sobald es sich sozusagen personifiziert, werden in der von diesem Brennpunkt geschaffenen Atmosphäre die Anziehungstendenzen der Elemente die Möglichkeit finden, sich zu entfalten. Unter dem verstärkten Druck einer sich zusammenschließenden Erde werden dann gewiß die ungeheuren noch schlummernden Energien der Anziehungskräfte zwischenmenschlichen Molekülen wirksam.

Unserem Sinn für die Welt, für die Erde, für die Menschheit haben die Entdeckungen des letzten Jahrhunderts durch ihre einheitlichen Perspektiven einen neuen und entscheidenden Schwung verliehen. So erklärt sich das plötzliche Aufkommen der modernen pantheistischen Systeme. Doch wenn uns dieser Schwung nicht zu jemandem führt, wird er uns schließlich nur in die Materie zurückfallen lassen.

Damit sich der drohende Misserfolg in Erfolg umwandte, damit sich der Zusammenschluß der menschlichen Monaden vollziehe, erscheint als notwendige und zureichende Bedingung: die Fortentwicklung unserer Wissenschaft bis an ihre äußersten Grenzen, und damit zugleich die Annahme und Erkenntnis, dass die Raum-Zeit nicht durch irgendeine ungewisse künftige Existenz abgeschlossen und ins Gleichgewicht gebracht werden kann, sondern allein (und darauf muss ich noch näher eingehen) durch die bereits aktuelle Wirklichkeit und Leuchtkraft jenes geheimnisvollen Zentrums unserer Zentren, das ich Omega nannte.

 

Segensspruch für die Früchte der Erde

Gott, segenspendende Mutter Erde
Möge Gott der Saat, die wir der Erde überlassen, Blüte und Frucht geben
Möge Gott seine Hand über diesem Jahr schützend halten.
Möge Gott deine Ernte reich sein lassen
Möge Gott unserer Hände Arbeit und unsere Kinder segnen
Möge Gott die Milch für dich vermehren und ihre mütterliche Quelle dazu
Möge Gott dir von der Quelle zu trinken geben, die nie versiegt
Möge Gott dir Glück und Lebensfreude bringen an jedem Tag deines Lebens
Möge Gott uns Gesundheit schenken, dass wir sie genießen können.
Möge Gott alle reichlich belohnen, die dieses Fest initiert und gestaltet haben

 

Mutter Erde, Du lebensspendende Mutter Gottes
schenke uns reichlich Früchte, Wein, Bier und Tabak
hilf uns bei Probleme der Liebe, Partnerschaft und Versöhnung
schenke uns Lust , Freude und stets ein herzliches Lachen
schenke uns alle Reichtümer des Geistes und Intuition
schenke uns die Erfüllung unseres Lebens
hilf uns beim Übergang vom Tod ins ewige Leben.

 

Gesegnet sei dein Körper
Mögest du erkennen,
dass dein Körper ein schöner und treuer Freund deiner Seele ist.

Mögest du Frieden erfahren und Freude
und erkennen, dass deine Sinne heilige Schwellen sind.

Mögest du erkennen, dass Heiligkeit achtsames Blickes ist,
Fühlen, Hören und Berühren.

Mögen deine Sinne dich immerdar befähigen, das Universum zu feiern
und das Geheimnis und die Möglichkeit deines Hierseins.

Möge der Eros der Erde dich segnen.

John O’Donohue: Anam Cara

Abendlied eines Bauernmanns

Das schöne große Taggestirne
Vollendet seinen Lauf
Komm wisch‘ den Schweiß mir von der Stirne,
Lieb Weib, und denn tisch auf!

Kannst hier nur auf der Erde decken
Hier unterm Apfelbaum;
Da pflegt es abends gut zu schmecken,
Und ist am besten Raum.

Und rufe flugs nun alle Gäste
Denn hör, mich hungerts sehr;
Bring auch den kleinen aus dem Neste
Wenn er nicht schläft, mit her. . . .

Und haben wir nicht Herrenfutter;
So haben wir doch Brot,
Und schöne, frische reine Butter,
Und Bier, was denn für Not?

Das ist genug für Bauersleute,
Wir danken Gott dafür,
Und halten offne Tafel heute
Vor allen Sternen hier.

Es präsidiert bei unserm Mahle
Der Mond, so silberrein!
Und kuckt von oben in die Schale
Und tut den Segen h’nein.
Nun Kinder esset, eßt mit Freuden,
Und Gott gesegn es euch!

Sieh Mond! Ich bin wohl zu beneiden,
Bin glücklich und bin reich!

Matthias Claudius 1740 - 1815