VCNT J1.5
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Der Rhythmus und die Initiation des Stirb-und-Werde
Pars pro toto: Rüdiger Dahlke
Der Mensch erlebte, wie nach der Eisdecke des Winters, die Pflanzen im Frühling wieder hervorkamen und blühten, im Sommer Frucht ansetzten und im Herbst ernteten sie die Früchte der Natur. Und im Winter stirbt scheinbar wieder alles Leben. Die Menschen erkannten, dass diese Vorgänge mit dem Lauf der Sonne zu tun haben, ja sie selbst ist es, die nach dem langen finsteren nordischen Winter wieder zu Leben erwachte, zur Sommersonnenwende ihren Höhepunkt erlebte um dann wieder abzusteigen in die Dunkelheit der Unterwelt. Seit frühester Zeit hat der Mensch begonnen, die Hoffnung auf eine Wiedergeburt durch seine kultischen Riten und Bräuche das nachzuvollziehen, was er in der Natur und im Jahres- Sonnenlauf erlebte. Im Lauf der Entwicklung erkannte der Menschen den direkten Zusammenhang von weiblichem Zyklus und Geburt der Menschen mit den Mondphasen. Demnach dürfte die erste Religion eine Mondreligion gewesen sein. Vielleicht nahm man an, dass auch das „Leben der Sonne“ von der Mondgöttin abhing – der Mond „herrschte ja auch über den Tag“. Von der Tiefenpsychologie wissen wir, dass der Mond für das Unbewusste und das Weibliche steht. Dies weist in der Bewusstseinsentwicklung des Menschen auf eine archaische und magische Zeit. Die Grundstruktur der religiösen Initiation des Stirb-und-Werde-Zyklusses von Initiation – Heilige Hochzeit – Tod – Wiedergeburt blieb fast bis heute erhalten. So tief hat sich dieses Lebensprinzip in die Seele der Menschen eingeprägt, dass wir noch immer das gleiche Prinzip im Christentum feiern: Geburt des (Sonnengottes) Jesus, Sterben durch einen Opfertod und Auferstehung, denn der Tod ist nicht das Ende menschlichen Lebens. So haben es in den ersten Jahrhunderten des Christentums die Kirchenlehrer beschrieben. Die Phasen an den Übergängen des Stirb-und-Werde-Prozesses wurden als Fest gefeiert. Es war der Nachvollzug des kosmischen Geschehens und in diesem Handeln nahm er teil an diesem göttlichen Prozess. Jedes Jahr erlebte er im Kult die Hoffnung, ja die Sicherheit und Urvertrauen an seine Wiedergeburt. Daher waren auch Fruchtbarkeitsriten nicht nur ein Ritus für einen Nachwuchs, sondern vor allem, dass die Seele wieder inkarnieren kann. In unserem Wort ENKEL ist dieseHoffnung noch erhalten, denn es bedeutet „kleiner Ahne“!
In den frühen Kulturen gab es demnach noch diese Rhythmen und Entwicklungsschritte, wo ein Lebensabschnitt abgeschlossen wurde und ein neuer begann. Dies fehlt uns heute fast zur Gänze. Aber es könnte uns diese Sichtweise heute wieder helfen, die Entwicklungsschritte in unserem Leben bewusst zu leben. Wir können unsere Vergangenheit abschließen, das Positive mitnehmen und das Neue zu beginnen. Die morphogenetischen Felder dieser alten Tradition können uns dabei unterstützen. Auch würden wir durch unsere Visionen für den nächsten Lebensschritt „Energien vorausschicken“, die unsere Entwicklung zügiger unterstützen. Im Innehalten und Feste feiern können wir Vergangenes besser verarbeiten und künftiges bereits rituell einüben. Ich möchte einladen, über diese Übersichts-Tafel nachzudenken, wo wir dieses Prinzip in unserem Leben einbauenkönnen.
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