Welt und Zeit und Ewigkeit
sind ein und dasselbe,
sind nur verschiedene
Erscheinungs- und Erlebensformen
der einen Wirklichkeit Leben.
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Reste von den ursprünglichen Drei Heiligen Göttinnen finden wir in den Märchen,
Sagen und Legenden unserer Heimat. Wir finden sie dann immer in der Dreizahl als
Jungfrauen, Waldfrauen, Saligen, Putten, Königinnen, Großmütterchen,
Zauberfrauen, Schlossfräulein, Wasserfräulein, Schwestern, Nonnen, Heiligen usw.
Die Herkunft der Namen sagen uns heute noch sehr viel über Wesen und
Wirkungsgeschichte dieser Göttinnen:
Weiße Jungfrau-Göttin (Sonne, Borbet)
borm (kelt.) = warm
bor-co (kelt.) = strahlend, leuchtend >>> davon
Berchta = die Leuchtende, glänzende Göttin
bor = Wärme und strahlendes Licht
Namen: Babett – Barbara – Bärbel – Betti (Wetti) – Bettina
Borbet ist die jungfräuliche Sonne, aus der Höhe spendet sie wärmendes
strahlendes Licht. Der Borbet ist das Sonnenkälbchen heilig und auf ihren
Kultstätten weisen viele Namen, die mit Osten zusammenhängen als der
Himmelsrichtung, aus der die Sonne kommt. Viel Sagen erzählen davon, dass die
Burg der „drei Fräulein“ auf dem Österberg oder im Osterholz liegt........
Rote Mutter-Göttin (Erde, Ambet)
an-u (altirisch) = Göttermutter,
ana (kelt.) = Erde, Urmutter
anâ (ahd.) = Großmutter (urspr. Sippenmutter) = Ahne, Ahnfrau = Hebamme
Anna (Ovid) = mütterliche Erdgottheit
Anger an-gar = abgegrenzte Bodenfläche (der Mutter Erde)
Ana-bet = Erde, Erdmutter, göttliche Mutter Erde
Ambet ist die Personifikation der mütterlichen Erde. Aus ihren Brunnen und Teichen
holt man die Kindlein oder aus ihren Höhlen und Steinen. Ihre Nachfolgerin im
christlichen Kult ist die Mutter Anna, Patronin der Bergleute und überall gibt es
Annen-Friedhöfe und die Annen-Hospitäler für die Alten und Bresthaften.
Schwarze Göttin/weise Alte (Mond, Wilbet)
wheel (engl.) = Rad, runde Scheibe
well (nhd) = rund
waal (nd) > wël (mhd. = Mond) > wheel (engl.) = Scheibe = Vollmond-Scheibe
hjul (schwedisch, dänisch) = Rad (Julfest = Weihnachtsfest = Nacht der
Mütter)
Will (holländisch) = Zeit, Uhr = Zeitpunkt. Deutsch: Weile, Langeweile,
verweilen
Wil-Frau > wilde Frau (Ortsnamen, z.B. Wildfrauenkirche), auch Waldfrauen
Namen: Katharina – Käthe – Kathi
Sie ist die Mondmutter, die Herrin des eigentlichen Lebensborns, des ewigen
Lebens. Als Vegetationsgöttin ist sie Hüterin der schlummernden Samen und der
auf die Wiedergeburt wartenden Toten. Von ihr hängt in erster Linie Wachsen und
Gedeihen ab. Nicht die Sonne weckt nach altem Glauben das keimende Leben in
Mensch, Tier und Pflanze, sondern der Mond. Im megalithischen Alteuropa wurde
die Schwarze Göttin verehrt. Die Farbe Schwarz ist die Farbe der reichen,
fruchtbaren Erde, die neues Pflanzenwachstum hervorbringt sowie die Ernährung
sichert und damit ist Schwarz auch die Farbe des Reichtums. In der Ikonographie
der Schwarzen Madonna wurde die alte Schwarze Göttin weitertradiert.
Die Weise Alte „Wilbet“ ist auch die Schützerin gesegneter Frauen, zu ihr kommen
sie in ihren Nöten und Krankheiten. Orakel und Wegweisung ist ihnen die
Mondscheibe der göttlichen Frau, so wie noch heute der Bauer bei Saat und Ernte
und übriger Hantierungen auf die Mondzeit achtet. In den Märchen ist sie die
fürsorgliche Frau Holle. Das verborgene Reich der Holle ist ein lichter Ort auf
Bergen mit herrlich grünen Wäldern und Wiesen, mit Blumengärten und Obstbäumen
oder in einer „lichten Höhle“ (siehe Kapitel 11.2). Frau Holle, die bei den Engländern
als Mother Goose (Gänsemutter) bekannt war, ist auch Herrin des schamanischen
Flugs. Ihre Gans ist ein uraltes Symbol für die Reise in die Anderswelt, wo die
Schamanin oder die später zur Hexe umgedeutete fliegende Frau den
Ahnengeistern begegnet.
Zu Samhain oder auch Halloween genannt, das um den 1. November gefeiert wird,
öffnet die Göttin der Unterwelt die Pforten, damit die Toten die Lebenden und die
Lebenden die Toten besuchen können – noch heute gedenkt man zu dieser Zeit
der Toten. Dazu kommt sie weißhaarig, in weißem Gewand, auf einem weißen Pferd
geritten, sie ist ja die Weiße Frau in vielen Legenden und Sagen. In christlicher
Zeit wurde der Zug der Frau Holle zum Martinszug.
Weitertradierung des Dreifrauenkultes im Christentum:
Im Spätmittelalter taucht in der Volksfrömmigkeit und in der Kunst die Dreiheit von
heiligen Frauen auf, bei denen man vermuten kann, dass sie der Tradition der
heidnischen drei Göttinnen entsprechen. Die wichtigsten waren:
> Selbständige geschlossene Gruppen von drei heiligen Jungfrauen, wie z.B.
Fides, Spes, Caritas oder als Einbet, Wilbet, Borbet
> Hl. Maria als Jungfrau, Muttergottes und als Weise Alte (Pietà)
> Die drei Marien: Maria Magdalena, Maria Salome, Maria Jacobi
> Drei weibliche Heilige der 14 Nothelfer (Barbara, Margarete und Katharina)
> Hl. Mutter Anna in der Darstellung als Maria Selbdritt (Anna, Maria, Jesus)
Etwa im 14. Jahrhundert wüteten in Europa viele Seuchen, vor allem die Pest. Da
alle bisherigen Heiligen vor diesen Menschheitsgeiseln nicht geholfen haben,
erinnerte man sich wieder der „heidnischen Göttinnen“ und es kam zum
Wiederaufleben der alten Verehrung, und viele Wallfahrten hatten eine Kirche mit
den „Drei heiligen Madeln“ zum Ziel. An der Orgel zu Schildturn (Nähe Starnberg)
befindet sich ein Bild der drei Beten, wonach, „als 1419 im Enstal die pest
grausamb wuettete“, alle die sich nach Schildturn verlobten, verschont blieben.
Sie wurden wieder – wie früher – zu Patroninnen allerlei Nöte und Vorsorgen:
۞ Beschützerin vor Menschen- und Viehseuchen
۞ Spenderin der Fruchtbarkeit für Familie, Haus und Hof
۞ Besondere Hilfe bei unfruchtbaren Eheleuten für gesunde Kinder
۞ Gebärenden Frauen eine glückliche Entbindung und fröhlicher Anblick
ihrer Leibesfrucht
Matthias Zender findet Ballungen der Dreifrauenkulte im Raume Köln, im Raum
Gondelsheim, Elsaß und Bayern. Doch kann man dies auch eindeutig von Österreich
und Südtirol feststellen. Es gibt fast keine Kirche, in der nicht wenigstens zwei der
drei Nothelferinnen auf Haupt- und/oder Nebenaltar dargestellt sind.
Es gibt den Brauch, zum Jahreswechsel am Hauseingang die Segens- und
Schutzformel zu schreiben, heute geschieht es meistens durch die Sternsinger:
„20 + C + M + B + 08“
In christlicher Tradition wird diese Segensformel für die Heiligen Drei Könige
„Caspar + Melchior + Balthasar“ bzw. „Christus + Mansionem + Benedicat“
(= Christus segne dieses Haus) interpretiert. Es gibt auch viele Argumente dafür,
dass das C+M+B seinen Ursprung von Catharina + Margarete + Barbara hat, den
Drei Heiligen Frauen, die in ihrer liebevollen Zuwendung das Haus schützen sollen.
Verchristlichung der drei Beten zum Heiligen Leonhard
Vielfach sind in christlicher Zeit Frauenkultplätze oder Frauenkirchen in männliche
Patronate und Kirchen umgewandelt worden. Dieser Wandel ging vermutlich sanft
und ohne Kampf vonstatten und der hl. Leonhard übernahm viele „Eigenschaften“
der drei Beten. In Kirchen dieses Heiligen finden wir oftmals Altäre oder
Nebenaltäre mit Barbara, Margarete oder Katharina und damit diese weiblich-
mütterlichen Energien der Beten.
Der Heilige Leonhard: Der in Frankreich geborene und um 559 gestorbene
Einsiedler und spätere Abt seines Klosters (St. Leonhard de Noblat) in der Nähe
von Limoges hat im bayerischen und österreichischen Raum eine große Bedeutung
als Viehpatron. Er ist aber auch der Patron der Wöchnerinnen und Gefangenen.
Viele Legenden erzählen über sein Wirken, wo eine Königin auf sein Gebet hin
einem Sohn das Leben und Gefangenen bei seiner Anrufung Freiheit schenkte.
Daher auch sein Attribut – eine Kette. Einige der Leonhardkirchen, wie z.B. jene
von Bad St. Leonhard in Kärnten, haben eine solche Kette rund um das
Gotteshaus. Es ist jedoch anzunehmen, dass der Hintergrund die Erdmutter ist, die
hier verehrt wurde. Kett stammt in der Wortwurzel von Erde, wie die Erdhütte Kate
und der Kot. Und die Erdmutter (Einbet) ist ja vor allem zuständig für das Gedeihen
des Viehs und für die problemlose Geburt und den Kindersegen. Daher finden sich in
den Leonhardkirchen Frauenaltäre aller drei Heiligen Frauen, mindestens der
Margarete oder die Mutter Maria auf der Erdkugel mit Schlange. In mehr als 50
bayerischen Pfarren gibt es heute noch Leonhardiwallfahrten mit Leonhardiritten
und es ist wunderlich, wie ein französischer, nur in Legenden nachzuweisender
Heiliger in unserem Raum so eine Popularität gewinnen konnte.
Verchristlichung der drei Beten zum Heiligen Nikolaus
Geschichtlich nachweisbar ist ein Bischof Nikolaus von Myra (heute Demre in der
Türkei), der am 6. Dezember 345 / 351 als Märtyrer stirbt und später mit den 14
Nothelfern verehrt wird. Doch was wir von ihm heute wissen, stammt nur von
allerlei Legenden. Er wird als Patron von 45 Berufsgruppen genannt und zeigt damit
seine große Beliebtheit. Er wird auch angerufen für eine glückliche Heirat. Der
Ursprung, dass wir unsere Kinder am Nikolaustag, den 6. Dezember beschenken,
stammt von der Legende der drei Jungfrauen(!). Sie sollten an ein Bordell
verschenkt werden, da der Vater keine Mitgift für sie hatte. Nikolaus schenkte
ihnen drei Goldene Äpfel als Heiratsausstattung. Daher wird Nikolaus meist mit den
drei goldenen Äpfeln dargestellt. Es liegt klar vor uns, dass es drei Jungfrauen sind,
die die Venusfrucht des Apfels bekommen.
Aus den bisherigen Forschungen kann festgestellt werden, dass in vielen Nikolaus-
Kirchen Plätze mit den Qualitäten von einer oder mehreren der drei Beten gefunden
werden konnten. Meist sind es Kirchen mit einer lieblichen Energie-Qualität, die
auch in der Ikonographie der Kirche zum Ausdruck kommt. Oftmals weisen auch die
Dachformen der Kirchtürme dieser Nikolaus-Kirchen auf eine „Mond-Qualität“
(Sichelform und schwarz), die normalerweise nur bei Marien-Kirchen zu finden sind
(Beispiel: Windhag bei Waidhofen an der Ybbs in Niederösterreich).
Nikolaus ist auch der Patron der Schiffsleute, Matrosen, Flößer und Müller und hilft
gegen Wasser- und Seenot. Es könnte dabei ein Zusammenhang bestehen, dass
man in vorchristlicher Zeit bei allen Wassergefahren zur Wasserelbe Nick bzw. Nixe
betete. (siehe auch Abschnitt 7.7.b)
Möglicherweise kann auch der hl. Vitus oder Veit zur Verchristlichung der Beten
dazugezählt werden, der für sehr viele lebensbejahenden Hilfen angefleht wurde.